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Das Podest, "das in einer anderen Liga" gesprungen ist".

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Peter Prevc zertrümmert erneut den Schanzrekord, tausende Fans aus seiner Heimat sind auf den Kulm gepilgert, zucken aus.

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Der Norweger Johann-Andre Forfang stürzte schwer.

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Auch in Punkto Fanzuspruch mussten sich die Slowenen am Kulm nicht verstecken.

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Bad Mitterndorf – Es war kurz vor der Jausenzeit um 15 Uhr als die Anzeigentafel am Kulm 244 Meter anzeigte. Peter Prevc hatte im dritten Durchgang der Skiflug-Welmeisterschaft in der Steiermark neuerlich für einen Schanzenrekord gesorgt, einen Linienflug gekonnt gestanden und sich zum Weltmeister gekürt. Stefan Kraft sicherte sich mit einem starken Satz (226 Meter) Bronze, Silber ging an den Norweger Kenneth Gangnes. Der letzte Durchgang wurde wegen wechselnder Windbedingungen nicht mehr ausgetragen.

Die gnadenlose Weitenjagd wurde prolongiert, die Athleten an ihre Grenzen getrieben. Der Schanzenrekord war für Peter Prevc quasi eine goldene Notwendigkeit. Wer bremst verliert. Prevc hatte am Ende läppische vier Punkte Vorsprung auf Gangnes, das sind drei Meter.

Sturzpilot

Enttäuscht wirkten die Norweger, eigentlich exzellente Flieger, weil sie in der Heimat unter stärksten Windbedingungen trainieren und genau wissen sie genau wie sie ihre Körper justieren müssen, damit es weit geht. Während Gangnes nach einem Sturz im Probedurchgang seine Führung vom Vortag nicht verteidigen konnte ("Ich spürte Schmerzen im Nacken") sorgte der viertplatzierte Johann-Andre Forfang für einen neuerlichen Schrecksmoment bei der WM. Der 20-Jährige konnte seinen 240-Meter-Satz nicht stehen, schlug hart auf im Auslauf. Er war bei der Siegerehrung zwar im Hintergrund zugegen, ein Knie soll aber gehörig lädiert sein.

Norwegens Trainer, der Tiroler Alexander Stöckl betont, dass er mit seinen Leuten lange darüber diskutiert habe, wie aggressiv sie bei ihren Sprüngen agieren sollten. "Eine gewisse offensive Herangehensweise gehört aber eben dazu", sagt er. Das praktizieren die Norweger auch beim Material. In dieser Saison wurden bereits sieben seiner Athleten disqualifiziert, weil deren Anzüge zu weit genäht waren und somit mehr Tragfläche in der Luft ermöglicht hätten. "Mittlerweile haben wir unseren korrekten Anzug gefunden", sagt Stöckl. "Es gab schon seit vielen Springen keine Disqualifikation mehr, deshalb muss man darüber auch nicht mehr groß reden."

Perverses Szenario

Was sich bei der WM 2016 auch nicht ausgehen sollte: Eine Titelverteidigung. Severin Freund verspielte mit zwei schwachen Sprüngen bereits am Freitag die Chance auf eine Medaille. Das Kunststück ist bisher nur Sven Hannawald (2000/2002) und dem Norweger Roar Ljökelsöy (2004/2006) geglückt. Freund blieb am Kulm letztlich nur Platz sechs.

Das Schicksal des querschnittgelähmten Lukas Müller begleitet die Skiflug-WM weiterhin wie eine dunkle Wolke, die nicht davon ziehen will. Müllers Unfall ist tragisch, aber "part of the game" in Spitzensportarten, die sich höchstem Risiko aussetzen. "Mitleid", zitiert Kulm-Chef Hubert Neuper den legendären ÖSV-Trainer Baldur Preiml, "ist die höchste Form von Egoismus." Die Zuschauer begießen die Flieger-Party derweil ausreichend mit Alkohol. Der Sportfan ist mittlerweile an solche Schockmeldungen gewöhnt. Ein Spektaktel. Brot und Spiele.

Die Springer blenden aus, was das Gehirn auszublenden im Stande ist. "Ich habe das nicht gesehen, aber gehört, die Bindung habe sich gelöst. Derartige Materialprobleme werden bei uns nicht auftreten. Dafür sind unsere Techniker zu sehr Profis", sagte der Deutsche Andreas Wank (28.).

Zur Sicherheit

Stefan Kraft hat sein großes Ziel, eine Medaille zu holen, erreicht, "das ist etwas ganz Besonderes. Die beiden Kollegen vor mir waren besser, obwohl es knapp war." Der Salzburger, der unmittelbar nach Forfang vom Bakken ging, wusste freilich über Funk, dass der Norweger eine heftige Brezn gerissen hatte. "Ich habe eine Sicherheitslandung hingelegt."

Heinz Kuttin sah "vier oder fünf Leute in einer eigenen Liga springen" und "was mich sehr freut: wir waren dabei." Der ÖSV-Trainer gab im Anschluss an das Einzelspringen auch das österreichische Quartett für den Teambewerb bekannt. Michael Hayböck, Stefan Kraft, Manuel Fettner und Manuel Poppinger werden am Sonntag (ab 14.15 Uhr, live ORF eins) an den Start gehen. Eine Medaillenvorgabe gibt es von Kuttin nicht. (Florian Vetter aus Bad Mitterndorf, 16.1.2016)