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Selfie mit Bronze.

Foto: reuters/bader

Bad Mitterndorf – Dass bei der Skiflug-WM auf dem Kulm letztlich doch der Bär steppte, lag nicht nur, aber auch an Stefan Kraft. Nach Platz drei im Einzel zeichnete der Salzburger mit satten Flügen auf 225,5 und 230 Meter hauptverantwortlich dafür, dass Österreich auch im Teambewerb eine Medaille gewann. Das ÖSV-Team, bestehend aus Kraft, Michael Hayböck, Manuel Fettner und Manuel Poppinger, musste sich Norwegen und Deutschland geschlagen geben. Wobei vor allem die Norweger auftrumpften und keinen einzigen Flug unter 200 Meter hatten. Deren Trainer, der Tiroler Alexander Stöckl, war besonders stolz, "weil wir uns nach zwei Stürzen am Vortag zurückgekämpft haben". Die Flugmaschine Peter Prevc, der Einzelweltmeister und auch am Sonntag überragend, war allein zu wenig, um Slowenien auf das Stockerl zu hieven.

Für Stefan Kraft fühlt sich Teambronze "noch schöner an als im Einzel". Trainer Heinz Kuttin zog eine positive Bilanz: "Wir haben die Ziele mehr als erreicht."

40.000 Zuseher zu wenig

Ob er jubeln oder sich eingraben soll, wusste Organisator Hubert Neuper dagegen selbst nicht so genau. "Normalerweise müsste man aufgeben. Das ewige Betteln zipft mich an", sagte der 56-Jährige. Bereits zum elften Mal hat Neuper das Skifliegen vor seiner Haustür organisiert. 100.000 Zuseher sollten es über das Wochenende sein, gekommen sind 60.000. Neuper klagt über gesetzliche Auflagen und dass die Zeiten vorbei sind, in denen es wurscht war, wo sich die Zuschauer drängen.

Die vergangenen zwei Jahre sah Neuper eine routinierte Veranstaltung, aber "Routine ist der Tod der Qualität". Weihnachten ist zwar vorbei, aber Neuper wünscht sich nach wie vor eine Steuerbefreiung für einzelne Events in Österreich. Die WM habe eine Steuerleistung von fast einer Million Euro erbracht.

Ein paar Meter zu wenig

"Wir haben hier überdimensionale Leistungen gesehen." Als sich der Norweger Johann-Andre Forfang nach seinem Sturz im dritten Einzeldurchgang jubelnd aus dem Schnee aufgerafft hatte, ging Neuper das Herz auf. "Der wusste, das war ein geiler Sprung. Ein großer Sportler." Der von Weltmeister Peter Prevc fixierte Schanzenrekord von 244 Metern sei nicht in Stein gemeißelt. "Wenn man im unteren Teil mit wenig Geschwindigkeit flach hinkommt und dann eine Brise Aufwind erwischt, wäre sogar ein Weltrekord möglich." Das Programm der 16. Skiflug-WM musste gekürzt werden. Eine Flutlichtanlage hätte mehr Sprünge ermöglicht. Eine so grundsätzliche wie politische Entscheidung "müssen aber alle wollen", sagte Neuper.

Das Fernsehen gibt den Takt vor. Mit Beginnzeiten nach 14 Uhr sind bei häufigeren Unterbrechungen, was im Skispringen nicht selten vorkommt, zwei Durchgänge nicht gesichert. Die Fis diskutiert, man will keine Konflikte mit den Skirennen. "Beim Springen brauchst du aber mehr Zeit als beim Slalom. So kannibalisieren wir uns nur selbst."

Grillhenderl statt Cevapcici

Der Sturz und die Querschnittslähmung von Lukas Müller hat die WM überschattet. "Das ist fast nicht auszuhalten", sagte Neuper, dessen Vater nach einem Sturz vom Dach querschnittsgelähmt war. Aus den Einnahmen der Winner's Party sind 25.000 Euro für Müller zusammengekommen.

Hubert Neuper hat viele Sträuße ausgefochten. Mit Bauern um die teure Nutzung der Gründe, mit dem Skiverband. Im Sommer herrscht tote Hose. Gebaut hat die Schanze der ÖSV, verwaltet wird sie von der Gemeinde, gemietet von Neupers Team. Die Aussicht vom Schanzenturm ins Ausseerland sei ein Traum. Pläne gibt es für ein Lokal. "Es wäre wünschenswert, die Anlage herauszuputzen. Bis jetzt ist sie im Sommer eine Gstätt'n." Neuper macht sicher weiter. 2017 wird erst im März auf dem Kulm gesprungen – ein Frühlingsfest. "Planica hat Cevapcici, wir haben Grillhenderl." 2026 ist turnusgemäß wieder WM in Bad Mitterndorf. (Florian Vetter, 17.1. 2016)

Skiflug-WM auf dem Kulm, Teambewerb, Sonntag

1. Norwegen 1.467,7 Punkte
(Anders Fannemel 213,5/217 – Johann Andre Forfang 218,5/201,5 – Daniel Andre Tande 206,5/215,5 – Kenneth Gangnes 207/219,5)

2. Deutschland 1.357,3
(Andreas Wellinger 196/193 – Stephan Leyhe 168/202 – Richard Freitag 213,5/207 – Severin Freund 219/218,5)

3. Österreich 1.310,4
(Stefan Kraft 225,5/230 – Manuel Poppinger 209/150,5 – Manuel Fettner 180,5/156,5 – Michael Hayböck 207,5/216)

4. Slowenien 1.272,7
(Robert Kranjec 209/211,5 – Jurij Tepes 170/157 – Anze Lanisek 180,5/157,5 – Peter Prevc 228/238)

5. Polen 1.211,9
(Kamil Stoch 207/202,5 – Klemens Muranka 203/170 – Dawid Kubacki 166/190 – Stefan Hula 191,5/189,5)

6. Tschechien 1.018,4

7. Finnland 721,6

8. Russland 707,5