Einer der Anführer der Militanten, LaVoy Finicum, präsentiert eine demontierte Überwachungskamera.

Foto: AFP/Raedle

Auch nach mehr als zwei Wochen denken die bewaffneten Besetzer eines Naturreservats im US-Bundesstaat Oregon nicht ans Aufgeben. Im Gegenteil, die Regierungsgegner unter der Führung des mormonischen Ranchers Ammon Bundy setzen verstärkt auf Provokation der Behörden. Diese greifen jedoch weiterhin nicht ein und lassen die Milizionäre im Malheur-Naturpark weitgehend unbehelligt agieren.

Einkaufsfahrt im Behördenauto

Am Samstag wurde jedoch erstmals seit Beginn der Besetzung am 2. Jänner ein Mitglied der Gruppe verhaftet. Der 62-jährige Kenneth Medenbach war mit einem gestohlenen Auto des Fish and Wildlife Service zu einem Supermarkt einkaufen gefahren.

Zuvor hatte die Gruppe die Öffentlichkeit aufgerufen, sie zu unterstützen. Angesichts winterlicher Verhältnisse forderten die Besetzer die Zusendung von Verpflegung und warmer Kleidung. Die Bevölkerung ließ sich nicht lange bitten – aber anders, als die Militanten erhofft hatten. Offenbar gibt es unterschiedliche Auffassungen, was in langen Winternächten im fernen Oregon benötigt wird. In einem im Internet veröffentlichten Video beschwerte sich jedenfalls Jon Ritzheimer, einer der Besetzer, über zugeschickte Süßigkeiten in Penisform und einen Doppeldildo. Ein Spender aus Chicago postete gar die Bestellbestätigung über ein 55-Gallonen-Fass (rund 208 Liter) Gleitmittel um fast 1200 Dollar. Zusätzlich wurden die Besetzer auch mit Nagellack und Glitter versorgt.

Ritzheimer, der für Auftritte im "Fuck Islam"-T-Shirt vor Moscheen bekannt ist, beklagt die massenhafte "Hasspost". Anstatt "Gutes" zu tun, würden die Leute ihr ganzes Geld für "Hass und Hass und Hass" ausgeben.

Daily Kos

Dabei spielt Hass eine zentrale Rolle für den Ex-Marineinfanteristen: Im vergangenen November gab das FBI eine Warnung über Ritzheimer heraus, nachdem er in einem Video mit einer Schusswaffe in der Hand angekündigt hatte, eine muslimische Einrichtung im Bundesstaat New York aufzusuchen, deren Zeitung ihn als "amerikanischen Taliban" bezeichnet hatte.

Jon Ritzheimer im November auf dem Weg zu einer muslimischen Einrichtung in New York, die ihn zuvor als "amerikanischen Taliban" bezeichnet hatte.

Am Freitag wurde bekannt, dass die Gruppe eine Straße durch den Naturpark angelegt hatte. Zuvor hatten sie einen Zaun zerstört, um ihr Vieh auf Staatsgrund weiden zu lassen. Auch die Überwachungskameras in dem Naturschutzgebiet wurden von den Extremisten demontiert. All dies setzt die Behörden immer mehr unter Zugzwang.

Auch Angehörige der Paiute, einer lokal ansässigen Ethnie, sorgen sich, dass die Militanten Gräber der Ureinwohner zerstören oder plündern könnten. Zusätzlich haben die Besetzer den Zorn von Ornithologen und Naturfotografen auf sich gezogen, da sie durch ihr Verhalten die Umwelt in dem Park gefährden. In einem offenen Brief warnte ein Ornithologe die Besetzer, dass jede ihrer Bewegungen überwacht werde: "Ihr werdet uns niemals sehen, aber wir und unsere Kameras werden euch immer sehen. Wir werden Malheur von euch Terroristen zurückholen und nicht ruhen, bis jeder von euch Dieben und Wilderern hinter Gittern ist."

Auslöser der Besetzung war die Haftstrafe für zwei Brandstifter, die auf Regierungsland Feuer gelegt hatten, um Wilderei zu vertuschen. Die beiden Verurteilten wollen mit den Besetzern jedoch nichts zu tun haben.

Der Streit um vom Bundesstaat verwaltete Ländereien im Westen der USA hat sich durch immer strengere Umweltauflagen verschärft: Während früher Lizenzen zur Rinderzucht, zum Holzfällen und für Bergbauaktivitäten auf Staatsland relativ problemlos erhältlich waren, liegt das Hauptaugenmerk nunmehr auf Naturschutz, was manche Landbewohner als Eingriff in ihre traditionelle Lebensweise betrachten. (Michael Vosatka, 18.1.2016)