Die alles andere als einfache Zukunft der zur Unicredit zählenden Bank Austria soll künftig von Robert Zadrazil gestaltet werden. Damit erbt der 45-jährige Wiener ab März eine Menge Baustellen. Denn das als wichtigster Ertragsbringer geltende Osteuropageschäft ressortiert seit heuer bei der Mutter in Mailand, das Privatkundengeschäft wird neu geordnet, ein harter Sparkurs gefahren.

Die Bank kennt Zadrazil immerhin schon seit vielen Jahren. Noch bevor er 2001 in das Haus eintrat, war er mit dem Institut beruflich verbunden gewesen. 1993 gründete der Absolvent der Technikschule TGM (IT und Elektronik) ein IT-Unternehmen, das mit der DSI kooperierte – die wiederum EDV-Programme für die Bank Austria geschrieben hat. Die DSI-Nachfolgegesellschaft Wave, in die Zadrazil wechselte, führte die EDV der CA mit jener der Bank Austria zusammen. Der damalige Chief-Operating-Officer-Vorstand (COO) der BA, Wolfgang Haller, soll für Zadrazil ein Mentor gewesen sein. Ab 2006 war Zadrazil selbst COO. Seit August 2007 war er zusätzlich zu seiner Vorstandsfunktion innerhalb der Unicredit Group auch für die Global Banking Services in CEE verantwortlich. Im Mai 2009 übernahm er den Vorstandsvorsitz der zur Gruppe gehörenden Schoellerbank. Seit 2011 ist Zadrazil Vorstand des Private Banking der Bank Austria.

Wegbegleiter beschreiben den verheirateten Vater zweier Kinder als blendenden Netzwerker und guten, paktfähigen Verhandler, der vor allem eines gut könne: zuhören. Der als sehr modebewusst geltende Manager komme bei Kunden gut an, sei stets höflich und habe sich noch nie im Ton vergriffen. Die Arbeitsweise des Austria-Fans gilt als gut strukturiert und kontrolliert. In Sitzungen zeige sich, dass Zadrazil stets gut vorbereitet sei. Der zahlengetriebene Fan PS-starker Autos gilt aber auch als verschlossen. Er gehe nicht so offen auf Menschen zu wie sein Vorgänger Willibald Cernko, werde deshalb auch als reserviert wahrgenommen.

Zadrazil wurde im Konzern schon seit Jahren als Kronprinz gehandelt, hat er doch als Assistent Hallers auch den neuen Kollektivvertrag für die Bank mitverhandelt. Dass er das Haus in der Wiener Schottengasse auch leiten kann, muss er nun beweisen. Da passt es gut, dass er gerade Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität studiert; Schwerpunkt Unternehmensführung und Controlling/Kreditwirtschaft. (Bettina Pfluger, 18.1.2016)