Menschen mit starken Sehbeeinträchtigungen müssen sich beim Lesen oft auf Sprachausgabe oder eigene Braille-Displays verlassen. Das digitale Vorlesen birgt allerdings Tücken, etwa wenn ein Text mathematische Formeln oder etwa Noten beinhaltet. Braille-Bildschirme hingegen leiden an technischen Limitierungen und hohem Preis – ein Problem, das Forscher nun mit einem Mikroblasen-Display lösen möchten, wie Technology Review berichtet.
Herkömmliche Bildschirme für Blinde nutzen Stifte, die von einem Motor auf und ab bewegt werden, um ertastbare Schriftzeichen zu erzeugen. Sie verfügen oft nur über eine Zeile und kosten in der Anschaffung mehrere tausend Dollar.
Mikroblasen
Wissenschaftler der University of Michigan setzen nun auf einen Bildschirm, der viele winzige, blasenförmige Kammern aufweist. Diese lassen sich computergesteuert ansteuern und mit Luft oder Flüssigkeit füllen. Durch die Erhebungen werden schließlich tastbare Zeichen und Formen gebildet.
Ein Prototyp konnte bereits gebaut werden. Ziel ist es, ein Gerät in der ungefähren Größe eines Tablets zu bauen, auf dem eine ganze Seite an Inhalt darstellbar ist. Auch strukturierte Bilder könnten darauf gezeigt werden.
Könnte bald marktreif sein
Mit konventionellen Braille-Displays wäre dies nicht möglich, ohne eine wesentlich größere Fläche zu beanspruchen, so die Forscher. Ihre Technologie sei potenziell innerhalb von anderthalb Jahren kommerzialisierbar.
Man strebt an, dass fertige Geräte weniger als tausend Dollar kosten. Man hofft auch auf eine Renaissance von Braille an sich, denn heute wird die "Blindenschrift" in den USA nur noch von zehn Prozent aller Blinden beherrscht.
Das Blasen-Konzept erinnert an andere Vorstöße zur Entwicklung von Displays mit haptischem Feedback. Für Aufsehen sorgte etwa vor einiger Zeit das Unternehmen Tactus, das mit einer vorstrukturierten Polymerschicht und Mikrofluiden arbeitet. Mit "Phorm" brachte man auch eine Hülle für das iPhone auf den Markt, die das Onscreen-Keyboard um fühlbare Erhebungen ergänzt, die bei Bedarf entstehen. (gpi, 26.01.2015)