Die bisher letzten FWF-Präsidenten: Christoph Kratky (2005–2013) und Pascale Ehrenfreund (2013–2015). Danach übernahm Christine Mannhalter interimistisch.

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Es liegt eigentlich auf der Hand, wer in Zukunft den Wissenschaftsfonds FWF leiten sollte: eine eierlegende Wollmilchsau. Die Ausschreibung und die Erwartungen der Community an den derzeit gesuchten neuen Kopf der Agentur lassen sich gut mit der Redensart vom Fantasiehybriden beschreiben, der alle Vorteile von Nutztieren in sich vereint.

Die Leitung müsse jedenfalls Erfahrung im Wissenschaftsmanagement mitbringen, einen hervorragenden Ruf in der Community haben, die Forschungslandschaft kennen, Dialogfähigkeit und Verhandlungsgeschick mitbringen und die Öffentlichkeit für die Bedeutung der Grundlagenforschung sensibilisieren, heißt es schon im diesbezüglichen Inserat.

Wissenschafter wie der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal, derzeit Mitglied im FWF-Kuratorium, wünschen sich auch soziale Kompetenz von der neuen Führung des Wissenschaftsfonds, der größten Förderagentur für Grundlagenforschung in Österreich. Sie sollte Talent zum Entertainer haben, "wie das der ehemalige FWF-Präsident Christoph Kratky hatte", und im Bedarfsfall auch deutlich sagen, wenn Entwicklungen in die falsche Richtung gehen.

Was Kotrschal meint: Der hauptsächlich vom Wissenschaftsministerium finanzierte Fonds ist derzeit auf ein Budget von etwa 200 Millionen Euro jährlich bis 2018 einzementiert – ohne Aussicht auf Wachstum in naher Zukunft. Gleichzeitig wächst die Zahl der qualitativ hochwertigen Anträge. Die Bewilligungsquote liegt bei knapp mehr als 20 Prozent. Kotrschal: "30 Prozent wären ideal." Nachsatz: "Es gibt derzeit zu viele Anträge, die man aus qualitativen Gründen nicht zurückweisen sollte, die man aber auch nicht finanzieren kann."

Der FWF reagierte bereits mit der Einstellung der Doktoratskollegs und der Reduktion der Spezialforschungsbereiche (SFB), die bisher als Garant dafür galten, dass die besten Forschergruppen des Landes mit einer langfristigen Finanzierung Exzellenz in ihrem Bereich aufbauen können.

Fehlende Motivation

Wer soll sich also für diesen Job angesichts der Finanzierungsmisere interessieren? Und wie realistisch ist die Hoffnung, einen Wunderwuzzi zu finden, der alles kann? Seit den Alpbacher Technologiegesprächen 2015 kursieren Namen. Die Molekularbiologin Renée Schroeder wurde gefragt, wie sie dem STANDARD sagt. Aber: "Ich lehne ab. Ich will noch Wissenschaft, aber sicher keine Politik machen."

Ein anderer Name, der immer wieder genannt wird: der ehemalige Rektor der WU Wien, Christoph Badelt. Er hat sich allerdings um die Nachfolge von Wifo-Chef Karl Aiginger beworben. "Dort stehe ich auch auf der Shortlist", sagt er auf Anfrage. Zu einer möglichen Kandidatur als FWF-Präsident wollte er nichts sagen.

Badelt hat sich jedenfalls nicht um die frei werdende Direktion des Instituts für Höhere Studien (IHS) beworben – wie der Wirtschaftswissenschafter Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems. Er bestätigte gegenüber dem STANDARD sein anfängliches Interesse und seinen nunmehrigen Rückzug. Haber wird einen Teilbereich eines Großprojekts an der Australian National University leiten, in dem es um ökonomische Modellierung geht.

Herausfordernde Suche

Über mögliche Namen für das FWF-Präsidium denkt Josef Glössl derzeit sicher häufig nach. Er ist Vizerektor der Boku Wien und Vorsitzender der FWF-Delegiertenversammlung, die die Bewerber Ende April zu einem Hearing einlädt. Sein bisheriges Fazit: Es sei eine "herausfordernde Geschichte", bestätigt er dem STANDARD, was aber nicht bedeuten könne, "dass wir nicht fündig werden". Man spreche aktiv Wissenschafter und Wissenschafterinnen an, die in der Position vorstellbar seien.

Wer das ist, wollte Glössl nicht sagen. Er betonte dabei nur, die Suche mit Hans Sünkel, dem ehemaligen Rektor der TU Graz, abzustimmen, der im FWF das dritte wichtige Gremium leitet: den Aufsichtsrat, der von der Delegiertenversammlung einen Dreiervorschlag erhält und so den neuen Präsidenten wählt.

Einmalige Wiederwahl

Ende Juli muss die Wahl laut Forschungs- und Technologieförderungsgesetz FTFG fixiert sein, dem Vernehmen nach wird es nur bis zum Mai oder Juni dauern. Amtsantritt für den Präsidenten, der erstmals hauptamtlich aktiv sein wird, und drei wissenschaftliche Vizepräsidenten ist der 1. September.

Die neue wissenschaftliche FWF-Leitung wird jedenfalls für vier Jahre gewählt, eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Bisher waren es maximal dreimal drei Jahre Amtszeit.

Spätestens im März wird es auch zur Ausschreibung des kaufmännischen Vizepräsidenten im Wissenschaftsfonds FWF kommen. Diese Position, derzeit von Dorothea Sturn besetzt, ist auf fünf Jahre befristet und kann von einer Person zeitlich unbeschränkt ausgeübt werden. Der neue FWF-Präsident hat allerdings ein Anhörungsrecht bei dieser Besetzung und kann gegen die Wahl sein Veto einlegen. (Peter Illetschko, 20.1.2016)