Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden. Viele Betroffene büßen nicht nur an Lebensqualität ein, "sie verlieren vielfach auch ihre Leistungsfähigkeit und ihren Arbeitsplatz", sagt Christian Lampl, Leiter des Kopfschmerzzentrums am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz.

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Wien – "Ein großer Teil der Bevölkerung leidet regelmäßig unter massiven Kopfschmerzen, doch das Problem wird in Österreich unterschätzt und die Versorgung der Betroffenen bleibt oft hinter den Möglichkeiten der Medizin zurück", kritisierte am Mittwoch Christian Lampl, Leiter des Kopfschmerzzentrums am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz.

Das Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) war an einer kürzlich publizierten Studie beteiligt. Analysiert wurden dabei Art, Häufigkeit der Kopfschmerzen sowie die angewandte Schmerztherapie bei 441 Patientinnen und Patienten aus acht österreichischen Kopfschmerz-Zentren.

Mehr als 56 Prozent der Befragten haben episodische Kopfschmerzen (weniger als 15 Kopfschmerz-Tage pro Monat), bei rund 38 Prozent gelten die Schmerzen als chronisch (15 und mehr Kopfschmerz-Tage pro Monat). Fast die Hälfte (48,5 Prozent) der Untersuchten litten an Migräne, rund 16 Prozent an medikamenteninduzierten Kopfschmerzen und sechs Prozent an Spannungstyp-Kopfschmerzen.

Schmerzhafte Karrierebremse

Die Konsequenzen seien oft dramatisch: "Mit den Schmerzen büßen die Menschen nicht nur an Lebensqualität ein, sie verlieren vielfach auch ihre Leistungsfähigkeit und ihren Arbeitsplatz", so Lampl.

Insgesamt berichteten mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) der Patientinnen und Patienten, dass ihre wiederkehrenden Kopfschmerzen ein Hemmnis für die berufliche Karriere sind. Menschen mit chronischen Kopfschmerzen seien zudem oft durch "verlorene Tage" belastet: Zeiten, in denen berufliche und soziale Aktivitäten durch den Schmerz sehr stark beeinträchtigt oder unmöglich wird.

Verlorene Tage

Rund 45 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, mehr als 20 Tage pro Jahr aufgrund ihrer Kopfschmerzen zu verlieren, bei chronischen Kopfschmerzpatienten waren es sogar über 63 Prozent. Nur die Hälfte der Patienten gab an, bei Arbeitskollegen auf Verständnis für ihre gesundheitlichen Probleme zu stoßen.

Obwohl die Betroffenen von den behandelnden Neurologinnen und Neurologen in eines der acht österreichischen Kopfschmerzzentren zugewiesen werden sollten, gebe es eine beträchtliche Zahl an Patienten, die sich eigenständig an diese Einrichtungen wenden oder von ihrem Hausarzt überwiesen werden. "Eine schnellere Zuweisung in eine spezialisierte Kopfschmerzambulanz würde den Betroffenen viel Leid ersparen. Hier herrscht noch Aufklärungsbedarf", betonte Lampl. (APA, red, 20.1.2016)