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Schmalbandig, stark und bei etwa 1.420 Megahertz: Das "Wow!"-Signal trägt nach Ansicht vieler Forscher alle Kennzeichen einer außerirdischen Kontaktaufnahme – womöglich war es aber auch nur die Wasserstoffwolke eines Kometen.

Foto: The Ohio State University Radio Observatory/NAAPO

St. Petersburg – Am 15. August 1977 schien es endlich so weit: US-Astronomen hatten mit dem Big-Ear-Radioteleskop an der Ohio State University ein starkes schmalbandiges Signal aus dem All empfangen, das alle wichtigen Kennzeichen einer Nachricht von Außerirdischen trug. Unter dem Eindruck dessen, was er da sah, kritzelte sein Entdecker Jerry Ehman das Wort "Wow!" an den Rand des Ausdrucks – seither ist das Phänomen als "Wow"-Signal berühmt.

Die Transmission wurde im Rahmen des Seti-Projekts bei etwa 1.420 Megahertz empfangen – einem Bereich also, der schon länger als ideal für die Suche nach extraterrestrischen Botschaften angesehen wurde: Es ist jene Frequenz, bei der neutraler Wasserstoff, das häufigste Element des Universums, Energie absorbiert und abgibt. Doch zur großen Enttäuschung aller Beteiligten blieb das "Wow!"-Signal einzigartig. In den folgenden Jahrzehnten wurde nie wieder etwas Vergleichbares empfangen.

Sein Ursprung ist bis heute mysteriös. Genaue Analysen konnten immerhin Satelliten und irdische Ursachen als Quelle ausschließen. Da das Signal im Verlauf von 72 Sekunden zunächst lauter und dann wieder leiser wurde, spricht alles dafür, dass "Wow!" tatsächlich aus dem All kam. Diese eine Minute und 12 Sekunden entsprechen genau jener Zeit, die das Big Ear ein fernes Objekt in seinem Blickfeld hat, ehe es durch die Erdrotation weiterwandert.

Kometen unter Verdacht

Nun könnte Antonio Paris vom St. Petersburg College in Florida nach 40 Jahren das Rätsel um das "Wow!"-Signal gelöst haben. Der Forscher nimmt an, dass sein Ursprung bei einem oder mehreren Kometen zu suchen ist. Konkret hat er zwei infrage kommende Verdächtige im Visier: 266P/Christensen und P/2008 Y2 (Gibbs) wären 1977 zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen.

Kometen geben viel Wasserstoff an ihre Umgebung ab, wenn sie sich der Sonne nähern. UV-Strahlung bricht dabei Wassermoleküle auf, und das freiwerdende H2 breitet sich als Wolke mehrere Millionen Kilometer weit im All aus. Würde man einen solchen aktiven Kometenkern mit einem Radioteleskop ins Visier nehmen, wäre nach Ansicht von Paris ein vom neutralen Wasserstoff verursachtes kurzzeitiges Signal zu empfangen, das jenem von 1977 gleichen würde.

Um seine These zu verifizieren, müsste man erneut ein Radioteleskop auf die beiden Kometen richten, wenn sie wieder in Sonnennähe geraten. Das ist bei 266P/Christensen im Jänner 2017 der Fall, P/2008 Y2 (Gibbs) kehrt im Jänner 2018 zurück.

Nicht alle sind von dieser Erklärung des "Wow!"-Signals überzeugt. James Bauer vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena, Kalifornien bezweifelt im "New Scientist", dass ein Komet genug Wasserstoff freigibt, um bei 1.420 Megahertz ein so starkes Signal zu erzeugen: "Wären Kometen tatsächlich dazu fähig, wundere ich mich, dass sie bei dieser Wellenlänge nicht öfter beobachtet werden." (red, 25.1.2016)