Wien – Wenn die Bürgermeister der Städte Amman in Jordanien oder Sahel El Zahrani im Libanon von den Problemen erzählen, mit welchen sie wegen der hohen Flüchtlingszahlen täglich konfrontiert sind, dann klingt das ganz anders als das, was von hiesigen Stadtchefs zu hören ist: Sie sprechen von Wasser- und Lebensmittelknappheit, von einer kollabierenden Kanalisation oder von Flüchtlingen, die durch den Morast waten müssten, um ihre fragilen Zelte zu erreichen.

Jordanien, mit etwa sieben Millionen Einwohnern, zählt derzeit rund 635.000 Flüchtlinge. Im Fünf-Millionen-Einwohner-Land Libanon sind fast zwei Millionen syrische und palästinensische Flüchtlinge registriert.

Die zwei Staaten sind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Bei einer Konferenz in Wien appellierten die Bürgermeister an die Staatengemeinschaft: "Helft uns, die Flüchtlinge zu versorgen. Wir können das nicht mehr allein tragen", hieß es unisono.

"Vor Fassbomben fliehen"

Laut Udo Janz, dem ehemaligen Direktor des UNHCR-Büros in New York, reichten die finanziellen Hilfen in Jordanien und dem Libanon gerade einmal für die Lebensrettung; für die Schaffung menschenwürdiger Lebensumstände sei das Geld zu knapp. Es gelte in die Wirtschaft und Infrastruktur der syrischen Nachbarländer zu investieren, sagte er zum STANDARD. Zu den von SPÖ und ÖVP beschlossenen Obergrenzen sagte Janz: "Menschen, die vor Fassbomben fliehen, lassen sich Obergrenzen nicht erklären."

Neben Jordanien und dem Libanon sind bei der zweitägigen Asylkonferenz etwa auch Bürgermeister aus der Türkei, Griechenland, Italien und Schweden vertreten. Laut Mitinitiator und Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) gibt es zwei Fragen, die alle Ortschefs in der Flüchtlingskrise einen würden: Wie können sie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern? Und wie sind sie dabei von politischen Entscheidungen abhängig, auf die sie keinen Einfluss haben? Obergrenzen, sagte Babler, würden den Eindruck erwecken, dass man sich vor Flüchtlingen schützen müsse.

Klärung von Innenministerin

Seine Parteikollegin, Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, forderte von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu klären, was mit jenen Asylsuchenden passieren soll, die das Limit von 37.500 überschreiten. "Wer Zahlen nennt, soll auch den Satz nach dem Beistrich aussprechen", sagte Wehsely. (Christa Minkin, 21.1.2016)