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Rennleiter in Kitz: Axel Naglich.

Foto: GEPA

Den Rennleiter des Alpinspektakels in Kitzbühel einen Skipensionisten zu heißen geht eigentlich nicht an. Allerdings bezeichnet sich Axel Naglich, der bei den aktuell 76. Hahnenkammrennen diese Position erstmals bekleidet, selbst als Skifahrer im Ruhestand. Das bedeutet jedoch nur, dass der 47-jährige Kitzbüheler Architekt gegenwärtig keine Pläne bezüglich Abfahrten wälzt, gegen die die legendäre Streif zumindest längenmäßig ein Lercherlwind ist.

2007 absolvierte Naglich mit seinem inzwischen beim Klettern verunglückten Landsmann Peter Ressmann die mit knapp 5.500 Meter Höhenunterschied längste Skiabfahrt der Welt – vom Gipfel des Mount Saint Elias, des zweithöchsten Berges von Alaska, bis hinunter an die pazifische Icy Bay.

Die Aktion wurde filmisch dokumentiert. Und es ist natürlich kein Zufall, dass die anlässlich der 75. Hahnenkammrennen nach einer Idee von Naglich produzierte Doku über das Rennen auf der Streif den gleichen Regisseur und im Red Bull Mediahouse den maßgeblichen Investor hatte – mit entsprechender Anmutung. "Wenn alles gut geht, bist du ein Held. Wenn nicht, bist du tot", steht auf der Website des Getränkeherstellers unter dem Namen Axel Naglich zu lesen. Das ist ziemlich dick aufgetragen, aber Naglich, der die Streif am liebsten hat, wenn der Weltcupzirkus weg ist und die Schlüsselstellen erst so richtig knusprig sind, hat als Extrembergsteiger und -skifahrer weltweit fast alles Mögliche und Unmögliche ausprobiert.

Aufgewachsen in einer Siedlung direkt neben dem Zielgelände der Streif und allein als Vorläufer der Abfahrt elf Jahre lang auf ihr unterwegs, kam Naglich eher per Zufall ins Organisationskomitee der Hahnenkammrennen, als er eine Trasse für Schneetransporte auszumessen hatte. Nach und nach stieg der in der Gamsstadt bestens Vernetzte zum Stellvertreter von Rennleiter Peter Obernauer auf, der 2006 Toni Sailer abgelöst hatte.

Im Vorjahr übernahm Naglich, der vorwiegend Einfamilienhäuser plant und mit seiner Frau Katharina zwei Kinder hat. Mag sein, dass der ehedem wilde Hund auch deshalb zum Skifahrer im Ruhestand wurde. Wohl nicht zu dick aufgetragen ist nämlich, was Naglich den "Oberösterreichischen Nachrichten" jüngst sagte: "Früher war mir alles wurscht, heute nicht mehr. Vorhin hab ich mein Adressbuch am Handy durchgeblättert und festgestellt, wie viele ich da drin hab, die nimmer leben. Die sind alle nicht am Herzinfarkt gestorben." (Sigi Lützow, 21.1.2016)