"Mir ging es die ganze Zeit richtig gut", erinnert sich die 22-jährige Patrícia. Ihre Schwangerschaft verlief normal, die Ultraschallbilder zeigten keine Auffälligkeit. "In der achten Schwangerschaftswoche wurde bei mir eine Lebensmittelallergie diagnostiziert", erzählt die Studentin aus Salvador de Bahia. "Mir war übel, und ich hatte Gliederschmerzen." Da die Symptome aber schnell wieder vorbei waren, habe sie sich keine Gedanken gemacht. Erst viel später wird ihr die fatale Fehldiagnose klar. In der 30. Woche reagierte ihre Ärztin bei einer Ultraschalluntersuchung hektisch und rief einen Kollegen hinzu. "Danach war klar, dass mein Baby einen viel zu kleinen Kopf haben wird."
Heute weiß Patrícia, dass sie sich mit dem Zika-Virus infiziert hat, der bei Neugeborenen zu Schädelfehlbildungen und Gehirnschäden führt. Seit Oktober wurden rund 4.000 Fälle in Brasilien registriert. Gynäkologen riefen Frauen sogar auf, eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Infektionen in 20 Ländern
Inzwischen wurden Zika-Infektionen in 20 Ländern Amerikas festgestellt. Vor allem in Kolumbien, Mexiko und Ländern der Karibik (in der Dominikanischen Republik wurden die ersten zehn Fälle bestätigt) schnellten die Zahlen in die Höhe. Auch aus den USA, Spanien und Großbritannien wurden Fälle gemeldet. Immer mehr Länder geben Reisewarnungen für Schwangere aus.
Die Wissenschafter stehen jedoch vor einem Rätsel. Inzwischen gilt als sicher, dass die Frauen durch Stiche der Mücke Aedes aegypti infiziert wurden. Sie gilt auch als Überträger von Denguefieber. Wie der Virus in den Fötus eindringen kann, ist ebenso ungeklärt wie die Frage, woher die Mücke kommt und warum sie sich heuer so massenhaft vermehrt. Intensiver Mückenschutz mit langer Kleidung und Moskitonetze im Haus sind deshalb die einzigen Ratschläge, die die Wissenschafter im Moment geben können.
Notfallprogramm des Ministeriums
Denn auch das Denguefieber hat schon mehr als 1,6 Millionen betroffen – ein Anstieg von 178 Prozent im Vergleich zu 2014 aus. Erst Ende November legte das Gesundheitsministerium ein Notfallprogramm auf. "Wir müssen uns eingestehen, dass wir nicht genug gegen die Vermehrung der Moskitos getan haben", gab Gesundheitsminister Marcelo Castro zu. (Susann Kreutzmann, 24.1.2016)