Kurt Flecker: Nach wie vor mit scharfem Blick auf seine SPÖ.

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Graz/Spielberg – Er hat sich rar gemacht in den letzten Jahren. Und es ist wohl kein Zufall, dass sich Kurt Flecker im Griechenland des Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis ein Mietshäuschen als Zufluchtsort gewählt hat. Dort verbringt der linke, ehemals durchaus mächtige steirische SPÖ-Rebell die meiste Zeit des Jahres.

Am Samstag ist er erstmals seit langem wieder öffentlich aufgetaucht, beim Parteitag auf dem Red-Bull-Gelände in Spielberg, wo Michael Schickhofer mit knapp 95 Prozent zum Nachfolger von Franz Voves als Parteivorsitzender gewählt wurde. Anders noch als in Zeiten, wie er im Dauerclinch mit dem damaligen Landeshauptmann Voves und Bundesparteichef Werner Faymann lag, habe er sich diesmal inmitten seiner Partei "richtig wohlgefühlt". Das lag wohl auch daran, das Voves dem Parteitag fernblieb.

"Schickhofer ist zu brav"

Der Blick auf seine Partei ist nach wie vor geschärft. Große Chancen, den Landeshauptmann in der Steiermark zurückzugewinnen, sieht Flecker nicht. "Es wird für Michael Schickhofer extrem schwer, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, diesen alten Politprofi, zu biegen. Er wird Schickhofer zu Tode streicheln", sagt Flecker im Standard-Gespräch.

Der 36 Jahre alte Schickhofer sei zwar "sympathisch und pragmatisch, aber leider ohne politischen Ansatz", sagt Flecker. "Er ist meiner Meinung nach zu brav. Mir fehlt auch das Bekenntnis zum Sozialen und zur Kultur", bemängelt der ehemalige Kultur- und Soziallandesrat. Der neue Parteichef benötige "dringend ein Profil. Das Bild des fleißigen Buam neben dem väterlichen Schützenhöfer wird auf Dauer zu wenig sein." Schickhofer solle sich "auch mehr Intellektualität leisten".

"SPÖ für lange Zeit weg"

Seine Partei habe übrigens übersehen, dass der Landeshauptmann-Pakt mit Schützenhöfer nicht nur an die Person Schützenhöfer, sondern an die ÖVP als Partei gebunden sei. So könne Schützenhöfer ein Jahr vor der nächsten Wahl an seinen Kronprinzen Christopher Drexler übergeben und dieser sei dann in der Lage, mit dem Landeshauptmannbonus in die Wahlen zu gehen. "Dann ist die SPÖ wieder für ganz, ganz lange Zeit weg", vermutet Flecker.

Dass der Landeshauptmannsessel überhaupt der ÖVP vermacht wurde, sei "ein menschlicher Fehler von Voves" gewesen, den dieser zu verantworten habe. "Die ganze Partei hat darunter zu leiden", sagt der heute 68 Jahre alte Kurt Flecker.

"Phrasendrescherei"

So streng sein Blick auf die steirische Partei, so scharf auch sein Urteil über Werner Faymann. Dem Kanzler "kann man einfach nichts mehr abnehmen, von ihm kommen nur noch Phrasendreschereien – zum hundertsten Mal die Vermögenssteuer". Flecker: "Er hat sich selbst das letzte schwache Standbein weggezogen mit seinem Umfaller bei den Flüchtlingshöchstgrenzen. Faymann hat meiner Meinung nach da die letzte Chance verspielt." (Walter Müller, 25.1.2016)