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Vom Kebab-Laden bis zum Hightech-Start-up: Eine Initiative nimmt sich das Silicon Valley zum Vorbild und bietet Gründern Finanzierungen und Beteiligungen an.

Foto: Reuters / Jean-Paul Pelissier

Wien – Migranten als Unternehmensgründer – das ist ein gar nicht so seltenes Phänomen. Immerhin 33 Prozent der Wiener Unternehmer haben migrantischen Hintergrund und stammen aus mehr als 120 Staaten, vor zehn Jahren waren es laut Wirtschaftskammer Wien nur 13 Prozent. Über entsprechende Gründungsaktivitäten wurden bisher aber keine Zahlen erhoben, heißt es im Rat für Forschung und Technologieentwicklung.

Das Beratungsgremium unterstützt nun eine Initiative, die Zuwanderern mit Gründungsideen mehr Möglichkeiten auf dem Markt eröffnen will. Café Immico, eine Art Bootstrappers Breakfast (Selbsthilfe-Frühstück), soll zum Start-up-Treffpunkt werden. Unternehmen präsentieren sich dabei vor Beratern. Dabei werden Herausforderungen im Zentrum stehen, die die Gründer aktuell beschäftigen. Schließlich wird eine Strategie festgelegt, die dann binnen zwei Monaten mithilfe des Wirtschaftsförderungsinstituts (Wifi) umgesetzt werden soll.

Sommercamps und gesundes Essen

Zum ersten Termin am Donnerstag (9.30, Webster Dorms, Heinestraße 15, 1020 Wien) kommen drei Unternehmen: Overseas bietet via Sommercamps den Austausch von österreichischen und chinesischen Studenten an. Zwei Absolventen der FH Kufstein mit Wurzeln in Pakistan und China sind die Gründer. Charly Fresh, ein österreichisch-ägyptisches Start-up, kümmert sich um gesundes Fastfood.

Dazu kommt das Unternehmen Waschbote von zwei Polen, die an der TU Wien studierten, das nicht nur auf Erfolg mit dem Reinigungsservice hofft. Die dahinterstehende Software könnte ebenfalls als Produkt verkauft werden.

Hauptinitiator des Treffens ist Ahmad Majid, Prokurist des Business-Angel-Start-ups Immipreneurs of Austria (IoA), das Unternehmen mit bis zu 50.000 Euro im ersten Jahr unterstützt. Sofern alle Zielvereinbarungen erreicht werden, können im zweiten Jahr weitere 50.000 Euro folgen, sagte Majid am Rande eines Hintergrundgesprächs. IoA tritt auch als Teilhaber auf – mit bis zu 49 Prozent Anteilen.

Vorbild Silicon Valley

Ludovit Garzik, Leiter der Geschäftsstelle des Rats, betonte, dass Österreich die Toleranz für migrantische Unternehmen fehle, die zum Beispiel im Silicon Valley einen Teil des Erfolgs ausmache. Hier wurden 80 Prozent der Unternehmen von Zuwanderern gegründet. Das Café Immico, das auch von der Förderagentur Austria Wirtschaftsservice (AWS) unterstützt wird, soll heuer insgesamt sechsmal stattfinden.

Man müsse das Potenzial endlich erkennen und fördern, sagte Majid, der nur einen Unterschied zwischen österreichischen und migrantischen Gründern sieht: "Die Zuwanderer sind im hiesigen wirtschaftlichen System nicht aufgewachsen." Und haben daher ein Informationsdefizit.

Gewerbeordnung als Hindernis für Asylwerber

Auch bei Asylwerbern, die selbstständig arbeiten wollen, sehen die Initiatoren Luft nach oben. Laut Grundversorgungsgesetz dürfen sie innerhalb der ersten drei Monate, nachdem sie ihren Asylantrag eingebracht haben, keiner selbstständigen Erwerbstätigkeit nachgehen. "Danach dürfen Asylwerber grundsätzlich selbstständig arbeiten und können eine Gewerbeberechtigung erlangen", sagt Hannes Schwetz, Start-up-Experte des AWS.

Doch genau darin sieht mancher Ökonom das Problem, gilt das Gewerberecht doch in vielen Bereichen trotz einiger kleiner Lockerungsschritte in den letzten Jahren als restriktiv. Wifo-Chef Karl Aiginger hat kürzlich eine Liberalisierung gefordert: Zumindest in Regionen, in denen es keine Geschäfte mehr gebe, seien Ausnahmen von den Zugangsbeschränkungen für Flüchtlinge wünschenswert. Zudem sprach sich der Wirtschaftsforscher – wie auch der Internationale Währungsfonds – für eine einfachere Anerkennung von Qualifikationen der Migranten aus. (pi, as, 25.1.2016)