Peking – Der dreiste Betrug zweier junger Angestellter hat der staatlichen chinesischen Agricultural Bank einen Verlust von umgerechnet bis zu 550 Mio. Euro beschert. Das Wirtschaftsmagazin "Caixin" berichtete am Montag, die beiden Beschäftigten in einer Zweigstelle in Peking hätten Wertpapiere aus einem Safe gestohlen und damit an der Börse spekuliert – leider ohne Erfolg.

In den Safe legten sie demnach ersatzweise alte Zeitungen. Die Agricultural Bank hatte am Freitagabend lediglich mitgeteilt, wegen eines "Zwischenfalls" in einer Filiale in Peking erwarte sie einen Verlust von bis zu 3,9 Mrd. Yuan (547,6 Mio. Euro). Laut dem "Caixin"-Bericht verpfändeten die beiden Angestellten die Wertpapiere an einen Börsenhändler und setzten den Gewinn für Aktiengeschäfte ein.

Doch der Absturz der Börsen in China im Sommer 2015 machte den beiden einen Strich durch ihre Rechnung – statt Gewinnen machten sie heftige Verluste. An der Börse von Shanghai waren die Kurse innerhalb eines Jahres um 150 Prozent gestiegen, im Sommer stürzten sie dann plötzlich um 40 Prozent ab. Seitdem gibt es starke Schwankungen.

Laut "Caixin" ermittelt die Justiz gegen die beiden Bankangestellten, und angesichts der Summen, die auf dem Spiel stehen, seien auch das Ministerium für Öffentliche Sicherheit und die Börsenaufsicht aufgefordert worden, direkt an die Regierung zu berichten.

Die Agricultural Bank ist gemessen an den Einlagen die drittgrößte Bank der Volksrepublik. Anfang Dezember hatte sie den Rücktritt ihres Chefs bekanntgegeben – der chinesischen Medien zufolge im Vormonat von der Polizei verhört worden war, vermutlich wegen Korruption.

Die Agricultural Bank war 2007 Opfer des größten Bankraubs in der chinesischen Geschichte: Zwei Manager stahlen 51 Mio. Yuan und gaben das Geld für Lottoscheine und in Spielhallen aus. Sie wurden gefasst und hingerichtet. (APA, 25.1.2016)