Wien – Der Warenaustausch Österreichs mit den beiden Balkanländern Serbien und Kroatien hat sich 2015 äußerst dynamisch entwickelt. Die heimischen Exporte nach Serbien im Zeitraum Jänner bis Oktober erhöhten sich gegenüber der Vergleichsperiode 2014 um fast 11 Prozent auf 460 Mio. Euro, während die Einfuhren von dort um fast 14 Prozent auf 323 Mio. Euro stiegen.

Die dort tätigen Firmen sehen "die wirkliche EU-Annäherung" Serbiens sehr positiv, berichtete die österreichische Wirtschaftsdelegierte in Belgrad, Erika Teoman-Brenner, am Montag vor Journalisten in Wien. Die Unternehmen seien "vorsichtig optimistisch", was die voraussichtliche Entwicklung der eigenen Firma in dem Land betrifft.

In das jüngste EU-Mitgliedsland Kroatien legten die heimischen Exporte bis Ende Oktober 2015 um fast 14 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro zu – bei einem Importplus von 12 Prozent auf 445 Mio. Euro. Daraus errechnet sich ein Außenhandelsüberschuss von mehr als einer halben Milliarde Euro. "Die Exportsteigerungen, die wir dieses Jahr haben, sind deutlich, aber wir sind immer noch unter dem Niveau von 2008 – wir haben das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht", räumte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Zagreb, Roman Rauch, ein.

"Seit Mitte 2015 haben die Leute das Gefühl, dass man durch die Talsohle der Rezession durch ist – durch den EU-Beitritt ist alles besser", meinte Rauch. Im abgelaufenen Jahr wurde die Einkommensteuer gesenkt und die Tourismussommersaison war extrem gut – Kroatien profitierte auch als Ausweichdestination für die Krisenherde Türkei, Tunesien und Ägypten. Das Land hat auch deutlich mehr Waren ausgeführt, vor allem in den EU-Raum. Kroatien exportiere als verlängerte Werkbank der EU und sei vor allem im Textil- und Lederbereich stark. Gefertigt würde für die Autoindustrie, aber auch für türkische und italienische Textilketten wie Benetton und Calzedonia.

In beiden Ländern seien aber noch eine Reihe von Strukturreformen notwendig. Der serbische Staatssektor sei sehr aufgebläht, es gebe sehr wenig wettbewerbsfähige serbische Unternehmen und das Land sei stark auf ausländische Investoren angewiesen. "Die ganzen Reformen, die man machen muss, kosten noch Tausende Arbeitsplätze – und das bei der ohnehin schon sehr hohen (offiziellen) Arbeitslosigkeit von 18 bis 20 Prozent", sagte Teoman-Brenner. Serbien habe noch viele Hürden zu überwinden, ehe man von einem Wachstumsmarkt sprechen könne. Auch die Rechtssicherheit müsse verbessert und das Steuersystem transparenter werden. Zudem sind noch völlig überschuldete Staatsbetriebe abzustoßen. Das Budget sei noch nicht saniert, doch das Defizit sinke. Auch Kroatien kämpfe noch mit "tiefen strukturellen Problemen" wie etwa Korruption, politischem Lagerdenken und vielfach noch starkem Staatseinfluss auf die Wirtschaft. (APA, 25.1.2016)