Anne Will über "Vorbild Österreich – Braucht auch Deutschland eine nationale Obergrenze?".

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"Humanität und Sachlichkeit", forderte Sonntagabend Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland bei Anne Will. Gefragt war, ob auch Deutschland Obergrenzen bei Flüchtlingen setzen müsse. Was zu erwarten war, trat ein: Die Diskutanten waren und blieben uneins.

"Macht sich derjenige, der dafür plädiert, die Grenzen zu schließen, schuldig am Leid der Menschen?", fragte Will die Runde. Ein Paukenschlag, auf den Wortschwalle folgten und infolge dessen man sehen konnte, dass auch deutsche Politiker sich auf Floskeln verstehen: "Es geht darum, ein klares Signal zu setzen", skizzierte Hans-Peter Friedrich (CSU). So diffus blieb es allerdings nicht lange, denn angesichts solcher Unklarheit ging Armin Laschet (CDU) schnell der Hut hoch, und er verlangte Unerhörtes: "Man hört es, wenn man mal kurz zuhört", entfuhr es Armin Laschet. Überhaupt flogen zwischen den Parteikollegen die Fetzen. Da half auch kein gegenseitiges Asylgesetzzitieren.

Den Vogel schoss AfD-Politikerin Beatrix von Storch ab. Sie bezeichnete die Versachlichung der Diskussion als ihre Aufgabe, sprach von Deutschland als "Bananenrepublik", die es "nicht mit Flüchtlingen zu tun hat, weil sie sind in Österreich nicht verfolgt." Kanzlerin Angela Merkel sei kurz davor, nach Chile oder Südamerika auszuwandern – woraufhin das Publikum lachte, Laschet längst eine Untergrenze "im Niveau der AfD" erreicht sah und Will unbeirrt weiterbohrte: "Sie geben jetzt zu, dass das nicht zur Versachlichung beiträgt?"

Die Diskussion drehte sich im Kreis und blieb doch kurzweilig. Eine Anregung: bitte den Applaus abstellen. Sofort. (Doris Priesching, 25.1.2016)