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Gute Verbindung dringend gesucht: Bei der Telekom Austria scheinen America Movil und Republik Österreich nicht an einem Strang zu ziehen.

Foto: Reuters / Heinz Peter Bader

Wien – Knapp neun Monate hat der kontrollierende Telekom-Austria-Aktionär América Móvil noch Zeit, um eine der wichtigsten Vereinbarungen des im April 2014 geschlossenen Syndikatsvertrags zu erfüllen: die Reduktion ihres TA-Aktienpakets von 59,7 Prozent auf knapp über 50 Prozent.

Bleibt die TA-Aktie in den nächsten Monaten im Keller bei fünf Euro, würden die Mexikaner mit einem Verkauf von knapp zehn Prozent der TA-Aktien allerdings einen Verlust realisieren. Denn sie haben die TA-Aktien stufenweise gekauft: das erste Paket um neun Euro, die weiteren dreißig Prozent im Zuge des Übernahmeangebots um 7,15 Euro.

Druckmittel, um die Einhaltung des unter großer öffentlicher Empörung zustandegekommenen "Austrian Package" zwischen den Syndikatspartnern hat die Republik in der Hand. Denn laut STANDARD-Recherchen sieht der rund hundertseitige Vertrag für den Fall der Nichteinhaltung des Übereinkommens saftige Pönalezahlungen vor. Die könnten zwar erst nach Anrufung eines internationalen Schiedsgerichts verhängt werden (was vermutlich Jahre dauern würde), würden der Höhe nach aber auch an einem Telekom-Riesen wie América Móvil nicht spurlos vorbeigehen, sagt ein Ex-Aufsichtsratsmitglied der mit dem Vertragsabschluss befassten ÖIAG (heute: Öbib). Ein damaliges TA-Aufsichtsratsmitglied bestätigt Sanktionen – je nach Sachverhalt – im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich.

Rege Besuchstätigkeit

So weit wird es Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) wohl nicht kommen lassen. Er hat sich in den vergangenen vier Wochen gleich zweimal mit hochrangigen Amov-Funktionären beraten, wird dem STANDARD in Öbib-Kreisen bestätigt. Laut Profil war Schelling Anfang Jänner in Mexiko. Rund eine Woche später folgte ein Besuch von Amov-Finanzvorstand Carlos García Moreno in Wien. Ob bei den Gesprächen ein geplanter Rückzug der Telekom Austria (TA) von der Wiener Börse Thema war, ist nicht überliefert. Syndiziert ist: Das TA-Headquarter bleibt mindestens zehn Jahre lang in Österreich und die TA-Aktie an der Wiener Börse notiert.

Billig, aber trotzdem teuer

Faktum ist, dass Amov auch ein Delisting samt Squeeze-out des verbliebenen Streubesitzes (11,88 Prozent) teuer käme. Zwar wäre das zum aktuellen Kurs nicht kostspielig, aber ein Verlustgeschäft. Weil sich Amov einst teurer eingekauft hat. Kauften sie nun die verbliebenen TA-Aktionäre mit fünf Euro aus, würde der kontrollierende TA-Großaktionär einen Buchverlust in der Größenordnung von 120 bis 250 Millionen Euro realisieren.

Der Syndikatsvertrag würde von einem Delisting nicht berührt. Allerdings ist der Rückzug von der Börse nur mit Zustimmung von Republik und Öbib möglich. Die eigens für den Syndikatsvertrag geänderte Satzung der TA sieht für so eine Entscheidung eine Zweidrittelmehrheit vor. Die bekommt Amov (59,7 Prozent) nur mit den Stimmen der Öbib (28,4 Prozent).

Neuer Österreich-Chef

Bewegung in die verfahrene Situation ist durch die Eigentümertreffen jedenfalls gekommen. Der von Amov entsandte TA-Chef Alejandro Plater lässt nun doch einen Personalchef für die Österreich-Tochter A1 suchen und die von der Personalvertretung eingemahnte Besetzung der Position des Österreich-Chefs in der Tochter A1 besetzen. (Luise Ungerboeck, 26.1.2016)