Jede Art der Bewegung ist emotional besetzt. Das wissen nicht nur Entwicklungspsychologen. Das weiß auch jeder, der die Debatte um die Wiener Mariahilfer Straße mitverfolgt hat – und jeder, der schon einmal mit dem Auto nach Wien fuhr und die Stadt am liebsten verflucht hätte. Weil er nicht durchschauen konnte, wo er wann parken darf und ob und wie viel er dafür zahlen muss.

Kaum ein Thema löst in Wien so viel Unmut aus wie das Parkpickerl. Kein Wunder, dass Bezirksvorsteher am liebsten die Scheuklappen aufsetzen, wenn es um dessen Einführung geht. Sie bedarf meist viel Überzeugungsarbeit.

Auch in Währing hat es lang gedauert. Der 18. Bezirk hat zwei Bewohnerbefragungen hinter sich – sie fielen negativ aus. Die neue grüne Bezirkschefin traut sich nun trotzdem drüber. Denn in anderen Bezirken hat es ja auch zu einer Verbesserung der Verkehrssituation geführt.

Döbling und Simmering versuchen sich noch zu drücken – mit einer Masche: Sie würden gern, aber können nicht; die behördlichen Regelungen seien zu kompliziert. Es ist tatsächlich seltsam, wenn Bewohner ein und desselben Bezirkes unterschiedliche Plaketten benötigen, wie das etwa im 15. aufgrund der Stadthalle der Fall ist.

Es würde nicht schaden, wenn die Stadt mehr auf die Bezirkswünsche eingeht und so den Pickerlgegnern Wind aus den Segeln nimmt. Wien wächst. Der Verkehr muss für die Lebensqualität aller eingedämmt werden. (Christa Minkin, 25.1.2016)