Eine Bengalkatze aus dem Amur-Gebiet in Sibirien. Im Alten China wurden vor mehr als 5.000 Jahren solche wildlebenden Katzen gezähmt und nicht Wildkatzen wie im Nahen und Mittleren Osten.

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Paris/Wien – Ihre Zahl wird auf rund eine Milliarde geschätzt, etliche davon leben wieder halb verwildert. Die Rede ist von der Hauskatze (Felis silvestris catus), mit dem Hund das beliebteste Haustier des Planeten und das beliebteste im Internet. Die heute lebenden Hauskatzen sind samt und sonders Nachfahren der Wildkatze (Felis silvestris), die im Nahen und Mittleren Osten und im Mittelmeerraum domestiziert wurde.

Die ältesten Überreste von vermutlich teilweise gezähmten Katzen fand man auf der Insel Zypern, die auf ein Alter von 9.000 Jahren geschätzt werden. 7.000 Jahre alt sind Fossilien von Hauskatzen, die im ehemaligen Uruk in Mesopotamien gehalten wurden. Die große Zeit der Katzen begann dann aber vor mehr als 5.000 Jahren im Alten Ägypten, wo den Mäusekillern besondere Ehrerbietung entgegengebracht wurde.

Dieser evolutionäre Stammbaum der Hauskatze wurde vor einigen Jahren etwas erschüttert, als man auch in China die Überreste von vermutlich gezähmten Katzen fand, die vor rund 5.300 Jahren gelebt haben. War es möglich, dass man im Alten China Katzen aus dem Nahen oder Mittleren Osten importiert hatte? Oder haben die Chinesen womöglich schon vorher Katzen gezähmt?

Ein internationales Forscherteam um Jean-Denis Vigne hat nun die Kieferknochen der mehr als 5.000 Jahre alten Katzenskelette aus China mit Kieferknochen von verschiedenen heute lebenden Katzenarten verglichen – mit Hauskatzen ebenso wie mit Stämmen von Wildkatzen und der in Asien verbreiteten wilden Bengalkatze.

Das im Fachblatt "PLoS One" veröffentlichte Ergebnis fiel eindeutig aus: Im Alten China wurde die Bengalkatze (Prionailurus bengalensis) domestiziert. Das bedeutet wiederum, dass die Vermutung eines Imports aus dem Westen widerlegt ist. Doch keine neue Erkenntnis ohne neue Fragen: Unklar ist, wie, wann und warum die Hauskatzen aus dem Westen die "falsche" Hauskatze in China verdrängen konnten. Denn Felis silvestris catus hat sich längst auch in China durchgesetzt. (tasch, 26.1.2016)