Rom – "Halt's Maul, Scheißzigeuner (Stai muto, Zingaro di merda)", rief Daniele de Rossi im Sonntagschlager der italienischen Serie zwischen der AS Roma und Juventus dem Turiner Stürmer Mario Mandzukic nach einem Zweikampf zu.

Dummerweise wurde die Ausfälligkeit des Roma-Kapitäns von Fernsehkameras dokumentiert und sorgte für entsprechende Wellen. Italienische Roma-Verbände riefen Carlo Tavecchio, den Präsidenten des Fußballverbands (FIGC), zu hartem Durchgreifen auf.

Ein paar warme Worte.
Rete Sport

Konsequenzen dürften jedoch ausbleiben. Der Chefankläger der FIGC erklärte sich für unzuständig. Die Sache könne, so Stefano Palazzi, nicht nachträglich wegen eines Fernsehbeweises judiziert werden. Der Schiedsrichter hätte sie stattdessen sofort ahnden müssen.

Sympathien für Rechtsaußen

Defensivkämpfer de Rossi, der seit 2001 im Roma-Trikot spielt, ist als harter Hund und explosiver Charakter bekannt. Außerdem ist er bekennender Anhänger der "Forza Nuova", einer rechtsextremen Splittergruppe, unter deren Mitgliedern sich auch gewaltbereite Fußballfans finden. Die 1997 gegründete FN tritt für eine "nationale Wiedergeburt" sowie einen Einwanderungsstopp ein, das Recht auf Abtreibung wird bekämpft. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 2013 kam sie auf 0,26 Prozent der Stimmen. Die Führungsfiguren der FN hatten ab den späten 1970er-Jahren einer militanten neofaschistischen Organisation namens "Nuclei Armati Rivoluzionari" angehört, auf deren Konto über 30 Morde gehen sollen.

Am Sonntagabend lieferten sich de Rossi und Mandzukic im Juventus-Stadium jedenfalls so manches Scharmützel, schon früh sah der italienische Internationale nach einem Foul am Kroaten Gelb. Roma verlor das Spiel in Turin am Ende mit 0:1 und verabschiedete sich damit aus dem Titelrennen. Juventus dagegen blieb nach dem elften Sieg in Serie in Schlagdistanz zu Tabellenführer Napoli.

Spalletti: Nächstes Mal bitte weniger offensichtlich

Roma-Coach Luciano Spalletti meinte, Mandzukic habe seine Spieler während der gesamten Partie beleidigt. De Rossis einziger Fehler sei gewesen, dass er nicht mit der Hand seine Lippenbewegungen verborgen habe. "Ich werde ihm sagen, dass er das nächstes Mal so machen soll", wird Spalletti zitiert.

Auch Zbigniew Boniek sah kein Problem. Die polnische Juve-Legende, einst auch für Roma aktiv, spielte den Vorfall herunter. Die Sache werde unnötig aufgeblasen, sagte Boniek, mittlerweile immerhin polnischer Verbandspräsident, in einem Radiointerview. "Das geht in die falsche Richtung", so Boniek. "So etwas ist auf dem Platz immer schon vorgekommen. Mit Rassismus hat das nichts zu tun."

Marcello Nicchi, Chef der italienischen Schiedsrichtervereinigung, fand dagegen einen anderen Zugang. "Solche Vorfälle sind gefährlich", wird Nicchi in der "Gazzetta dello Sport" zitiert. "Wenn man in seinem Beruf in der Öffentlichkeit zur Vorbildfigur wird, muss man mit gutem Beispiel vorangehen."

Damit hat der mittlerweile 32-jährige de Rossi offenbar Schwierigkeiten. Zumindest ein ähnlicher Vorfall ist aktenkundig: 2007 beschimpfte er den französischen Lyon-Verteidiger Eric Abidal während eines Spiels der Champions League als "schwarzes Stück Scheiße". Dafür entschuldigte sich de Rossi später.

Sarri vs. Mancini

Erst am Donnerstag war Neapel-Trainer Maurizio Sarri wegen Beleidigung seines Kollegen Roberto Mancini von Inter Mailand für zwei Pokalspiele gesperrt worden. Nach dem Viertelfinale der Coppa zwischen Neapel und Inter (0:2) war ein heftiger Streit zwischen den beiden Trainern entbrannt, da Sarri Mancini während des Spiels unter anderem als "Schwuchtel" bezeichnet hatte. Mancini: "Ein 60-jähriger Mann sollte sich schämen, sich so zu benehmen." Sarri: "Ich habe nichts gegen Homosexuelle." (Michael Robausch, 25.1.2016)