Neue Gesichter: Viele aus der Stammcrew haben die im ORF gezeigten elf Staffeln nicht überlebt.

Foto: ORF/Disney/Mitchell Haaseth

Die 1990er und auch noch die 2000er waren goldene Jahre für die TV-Medizin. Heute sind Krankenhausserien nicht mehr sonderlich in Mode. Doch "Grey’s Anatomy" hält bereits seit 2005 zwischen Polit-, Fantasy- oder Historienserien noch tapfer das Skalpell hoch. Nach einer Weihnachts- und Jahreswechselpause zeigt der ORF nun am Montagabend die restlichen Folgen der elften Staffel.

Vom ursprünglichen Cast ist nicht mehr viel übrig. Nicht verwunderlich, wird die Crew des Seattle Grace Hospital doch regelmäßig von Megakatastrophen heimgesucht: Autounfälle, Krebs, Amokläufe oder scharfe Bomben im Körper eines Patienten – da lässt es sich wahrlich schwer überleben.

Wurden Fans nicht schon durch diesen ständigen Ausnahmezustand vertrieben, dürften der Schnulzenpop in Dauerschleife im Hintergrund, der die hochfrequentierten hochemotionalen Momente untermalt, oder die abgeschmackten Lebensweisheiten von Haupt figur Meredith Grey aus dem Off einige zum Umschalten bewegt haben.

Aber es gibt etliche Pluspunkte: Die Serie beweist Selbstironie. "Ihr Mann wurde angeschossen, Sie wären fast ertrunken und sind mit einem Flugzeug abgestürzt", solche bestärkend gemeinten Trostworte für eine Kollegin, die schon das nächste Unheil erahnt, kann es nur in "Grey’s Anatomy" geben. Die Medizinzampanos wurden fast zur Gänze durch – natürlich grenzgeniale – Göttinnen in Weiß ausgetauscht, mit Abtreibungen ging man in der Serie liberal wie kaum zuvor um, auf Hollywood-Schönheitsideale wird teils gepfiffen, und hetero sind auch nicht mehr alle. "Grey's Anatomy" passt noch bestens ins Jahr 2016. Weitermachen. (Beate Hausbichler, 26.1.2016)