Schröcksnadel: "Es ist auch in der Abfahrt nicht verboten zu bremsen. Aber es bremst natürlich niemand, weil alle gewinnen wollen."

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Innsbruck – ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel plädiert für eine Änderung des alpinen Weltcup-Programms in Kitzbühel. "Ich bin nicht dafür, dass man die Kombi in Kitzbühel, so wie sie jetzt läuft, abhält", sagte Schröcksnadel am Dienstag bei einem Medientermin in Schladming. Man müsse der auch dadurch immer größer werdenden Belastung für die Läufer entgegenwirken, meinte der Tiroler.

Zu hohe Belastung an einem Wochenende

"Ich bin nicht der Meinung, dass die Kombination am Freitag eine gute Lösung ist", betonte Schröcksnadel zwei Tage nach dem Slalom am Ganslernhang, der ein Wochenende mit mehreren folgenschweren Stürzen besiegelte. "Der Aksel ist eh schon im Slalom gestürzt und dann leicht angeschlagen in die Abfahrt gegangen", erinnerte Schröcksnadel an die nicht gerade ideale Ausgangslage für den Norweger. Diese Belastung wird zu viel. Ich werde dafür plädieren, dass man das Programm ändert", sagte der ÖSV-Boss.

Die Alternative könnte in einer Rückkehr zur klassischen Variante einer Kombination aus Abfahrt (Samstag) und Slalom (Sonntag) bestehen. "Ich war immer ein Befürworter der klassischen Kombi. Ein anderer Vorschlag von mir ist, dass man die Abfahrt mit dem ersten Slalom-Durchgang kombiniert". Der zweite Durchgang sollte dann den Slalom-Spezialisten vorbehalten sein.

Die alpine Kombination könnte aber auch ein anderer Weltcup-Ort übernehmen. "Es muss ja nicht gerade in Kitzbühel sein." Dass zu viele Rennen im Kalender sind, glaubt Schröcksnadel nicht. Allerdings: "Ich glaube, wie man jetzt um die Welt fährt, zum Beispiel nach Korea, dass ist schon eine Belastung."

"Geschwindigkeit runter"

Eine einzelne Ursache für die gehäuften Stürze und Verletzungen sei nicht auszumachen. "Wir müssen alles genau analysieren", kündigte der 74-Jährige an. "Wir sind auf einem sehr schmalen Grat zwischen unglaublichem Spektakel und gefährlich. Sicht, Tempo, Pistenverhältnisse – das ist es in Summe, was es schwierig macht", erklärte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. Schröcksnadel: "Eine Lösung ist, dass wir mit der Geschwindigkeit runter gehen."

Dass die Öffentlichkeit durch Bilder wie jene aus Kitzbühel abgeschreckt werden, wollte der Verbandschef nicht unterschreiben. "Brutale Stürze hat es auch früher gegeben. Aber die Medienlandschaft ist größer geworden. Das spielt auch eine Rolle, wie man das transportiert, wie oft man das im Fernsehen wiederholt." Man dürfe nicht überdramatisieren, meinte Schröcksnadel. "Ja, Skifahren ist gefährlich. Aber so gefährlich ist es auch wieder nicht. Wir haben zwar viele Verletzungen, aber Gott sei Dank sind keine dabei, die ans Leben gehen. Das haben wir früher alles schon gehabt."

Sicherheit und Sicherheitsgefühl

Insofern habe die äußere Sicherheit – durch größere Sturzräume, Schutzsysteme wie Protektoren oder die Airbag-Schutzweste – in der jüngeren Vergangenheit sogar zugenommen. "Wo man aber was tun muss, ist die innere Sicherheit, das Sicherheitsgefühl. Wenn die äußere Sicherheit höher wird, wird die subjektive Sicherheit geringer. Deshalb muss man mit der Schwierigkeit hinauf, damit sich die Läufer mehr konzentrieren. Und ich finde, (FIS-Renndirektor) Hannes Trinkl ist da auf dem richtigen Weg."

"Wenn ich merke, dass es gefährlich ist, muss ich zurücknehmen", appellierte Schröcksnadel an die Athleten. "Es ist auch in der Abfahrt nicht verboten zu bremsen. Aber es bremst natürlich niemand, weil alle gewinnen wollen." (APA, 26.1.2016)