Respekt.net-Präsident ortet in der Bundesregierung Versagen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Projekte aus der Zivilgesellschaft sollen das ausgleichen.

Foto: Daniel Hinterramskogler

Wien – Sehr offen ausgeschrieben war er, der Wettbewerb der Social-Crowdfunding-Plattform "Respekt.net" und der Erste Bank: Um die "Zukunft Europas" solle es beim "Call4Europe" gehen – eingereicht wurden dann mehrheitlich Ideen im Themenfeld Flucht und Migration.

Für Martin Winkler, Präsident der Crowdfunding-Organisation "Respekt.net", ist das keine Überraschung. Schließlich hätten "staatliche Organe gezeigt, dass sie mit dieser Herausforderung nicht umgehen können". Er kritisiert den jüngsten Kurswechsel der Bundesregierung, "die mit dem Rückzug beginnt, bevor der Kampf verloren ist", wie er bei der Präsentation der Siegerprojekte am Mittwoch sagte.

Projekte aus der Zivilgesellschaft sollen das nun ausgleichen. Elf Siegerprojekte schafften es, die Hälfte des notwendigen Budgets selbst per Spenden auf Respekt.net aufzutreiben, diese werden nun durch die Erste Bank verdoppelt. Insgesamt wurden so 200.000 Euro lockergemacht.

Interaktive TV-Untertitel für Migranten

Gefördert wird damit etwa die App uugot.it, die Migranten in der neuen Heimat interaktive Untertitel zum Fernsehprogramm liefert. Dabei können unbekannte Wörter per Antippen übersetzt und ins Wörterbuch gespeichert werden.

Ebenfalls unter den Gewinnern des Bewerbs befindet sich das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte, das unter dem Titel "Eine neue Asylpolitik für Europa?!" im Rahmen einer Studie Empfehlungen für eine menschenrechtlich fundierte EU-Asylpolitik ausarbeiten will.

Denkanstöße geben und Vorurteile abbauen will das Comic-Projekt "Blickwinkel". Geschichten von Menschen unterschiedlichen Hintergrunds sollen dafür als Comic publiziert werden.

Wer ins Rennen um den gut gefüllten Topf gehen durfte, entschied eine prominent besetzte Jury, der unter anderem der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler, Ex-OGH-Präsidentin und aktuell Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss, der ehemalige EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber und LiF-Gründerin Heide Schmidt angehörten. (sefe, 27.1.2016)