Ispo war. Vergangene Woche. In München: 2600 Aussteller, 80.000 Besucher. Jede Menge Preise wurden da vergeben. Innovationen präsentiert. Superlative ventiliert. Das tut man hier alle Jahre wieder. So, als wäre es das erste Mal.

Ganz ehrlich: Ich bin kein Messe-Freak – zu viele Menschen auf zu engem Raum. Zu viel Getöse und Gedöns. Zuviel Trubel. Aber ich verstehe das Prinzip: Leistungsschau, Branchentreffen, Überblick. Und ein großes Get-Together einer Branche. Und zwar ganz egal, ob es da um Friseurbedarf, Autos oder eben Sportgeräte geht. Normalerweise mache ich um sowas einen großen Bogen – aber: Wenn ich schon in München bin – siehe Rotte Rennt "Die Worldrun Selfie App" – dann schaue ich natürlich hin.

Foto: Thomas Rottenberg

Und? Nun: Es war gar nicht so schlimm. Trubeltechnisch. Im Gegenteil: Es war sogar fein: So viel "Musshaben"-Zeugs auf einem Haufen kann schon was. Auch wenn … Aber der Reihe nach.

Die ISPO ist natürlich mega. In jeder Hinsicht. Auch, weil es unmöglich ist, an einem Tag da wirklich alles zu sehen. Aber einen Überblick über das, was Stand der Dinge ist, bekommt man schon. Here we go.

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Erkenntnis 1

Das Rad kann man halt nicht immer wieder neu erfinden. Aber ein bisserl runder machen geht allerweil. Zumindest kann man es behaupten. Die ISPO bringt weniger Sensationen und wirklich grundlegend Neues, als Verbesserungen, Optimierungen und kleine Detailveränderungen in Material & Verarbeitung. Was davon Blabla und was tatsächlich für den Enduser relevant ist? Kann ich unmöglich sagen.

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Erkenntnis 2

Pics – or it did not happen. Auf deutsch: Actioncams und ihre Einsatzgebiete sind eines der ganz großen Themen hier. Von der schlichten Helmhalterung bis zur dich automatisch verfolgenden Drohne: Draußen gilt nur, wenn es share-bar gemacht wird. Ich freue mich auf 100 geile Stunt-Videos im Netz – und fürchte mich vor Millionen langweiligen "ich hab es auch versucht"-Kinderwasserrutschen-Filmchen.

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Erkenntnis 3

Wearables sind der erste Weg zur Selbstoptimierung. Und Dokumentation dabei die erste Bürgerpflicht: Trag das Gadget, das dich und dein Verhalten vermisst – und teile deine Bewegungsmuster inklusive Stoffwechseldaten mit der Welt. Im Strafvollzug nennt man das "elektronische Fußfessel" – in dieser Szene "geile App". Funktioniert ganz hervorragend in Kombination mit Erkenntnis 2.

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Erkenntnis 4

Skateboarding und City-Scooter sind alles, nur nicht tot: Ob Longboard, Microscooter, Inlineskates oder Hybride daraus, E-Bikes, Fattys oder alle nur erdenklichen Kombinationen aus Segway, Skateboard, Bike und Skates: In der Stadt "commutet" man so – und über Land geht es dann mit Bike & Kinderschlitten. Eine Herausforderung auch für die Logistiker: Was ist Geh-, was Spiel- und was Fahrzeug – und was gehört auf welche Verkehrsfläche?

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Erkenntnis 5

Draußen ist drinnen. Outdoor-Lifestyle ist längst das große Urban-Dings. Der Cityoen, Bobo, Hipster oder wasauchimmer mit Sendungsbewusstsein und Self(ie)-Esteem trägt sogar in der U-Bahn Style und Funktion, mit der er auch im Himalaya, der Arktis und/ oder beim Trekking in den Anden gut ausgestattet wäre. Aber vor allem: Gut aussieht.

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Erkenntnis 6

"If you have to ask for the price, you probably can´t afford it.": Ich muss reich heiraten, in Waffen, Drogen und Mädchenhandel machen. Und im Lotto gewinnen: Anders ist das alles nicht finanzierbar. Nicht en bloc – sondern oft schon bei Einzelteilen: Es gibt zwei Hallen zum Thema Style. Also Fashion. Die Funktion ist hier aber auch alles: An der Austern-Schneebar muss Zeug wohl etwas anders "performen" als im Backcountry.

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Erkenntnis 7

Copy-Paste. China und Fernost übernehmen. Neben den Hallen mit den großen Brands gibt es auch ein Areal, in dem kleine Asia-Klitschen ihre Dienste anbieten. You name it – we build/fake/copy it. Natürlich wird das so nicht gesagt. Und vermutlich stehen die Klon-Teile den echten Dingen nicht nur oft in Nichts in puncto Funktion, Haltbarkeit und Material nach, sondern kommen mitunter sogar aus dem gleichen Werk. Bloß: Das erkennt vermutlich wirklich nur der jeweilige Experte.

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Fazit:

Die Reise wert. Hat Spaß gemacht. Und Lust aufs Rausgehen. Mit oder ohne neuem Zeug. (Thomas Rottenberg, 31.01.2016)

Mehr Bilder und Impressionen finden Sie auf

www.derrottenberg.com/ispo-2016/

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