Noch heuer soll mit dem Umbau des ehemaligen Bürohauses an der Nordbergstraße begonnen werden. Hier sollen 256 Wohnungen entstehen.

Visualisierung: 6B47

Zwar brach Peter Ulm, Vorstandsvorsitzender von 6B47, beim Jahrespressegespräch eine "Lanze für den Luxus", doch auch dem wachsenden Bedarf an leistbarem Wohnen will sich die Immobilieninvestmentgruppe in Wien künftig annehmen: Geplant ist die Gründung einer 6B47 Wohnbauträger GmbH und die Erweiterung der Wohnbauaktivitäten auf das Middle- und Low-Cost-Segment.

Denn Wien wachse derzeit – Flüchtlinge nicht mitgerechnet – um 25.000 Menschen pro Jahr. 7000 bis 8000 Wohnungen würden aber pro Jahr fertiggestellt, 11.000 bis 12.000 seien nötig. Ab 2018 sollen daher in Wien – inklusive Speckgürtel – jährlich 300 Wohnungen mit Quadratmeterpreisen zwischen 3000 und 3500 Euro errichtet werden.

Die Wohnungsgrößen würden zwischen 45 und 75 m² liegen, Funktionalität werde in diesen kompakteren Wohnungen groß geschrieben, so Vorstandsmitglied Sebastian Nitsch. Das erste derartige Projekt sei bereits gesichert, darüber sprechen werde man jedoch erst in zwei Monaten, so Ulm. 2011 und 2012 seien Grundstücksreserven in Wien angekauft worden. In anderen österreichischen Städten – 6B47 ist auch in Graz aktiv – seien keine derartigen Aktivitäten geplant.

Positive Bilanz

Allgemein fallen Bilanz und Ausblick bei 6B47 positiv aus: Das Developmentvolumen beträgt 1,1 Milliarden Euro, was ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. 24 Projekte in Deutschland, Österreich und Polen mit 358.000 m² Nutzfläche befinden sich derzeit in Entwicklung. Der Investorenclub 6B47 Real Estate Club, der aus 200 Mitgliedern besteht und die Projekte kofinanziert, investiert derzeit 156 Millionen Euro an Eigenkapital, bisher habe ihre Vorsteuerrendite mindestens 12 Prozent betragen, so Ulm.

300 Millionen Euro wurden durch Verkäufe 2015 in die Kassen gespült, alleine in Frankfurt wurden Projekte um 250 Millionen Euro verkauft. Auch künftig wolle man jedes Jahr etwa ein Drittel des Volumens drehen, so Ulm, der jedoch keinen "Wachstum um des Wachstums Willen" anstrebt.

Für Aufsehen sorgte im Vorjahr der Kauf des Gebäudekomplexes am Wiener Franz-Josef-Bahnhofs um mehr als 100 Millionen Euro. Im Herbst oder Winter sollen erste Pläne für den Komplex, der noch bis 2020 von der Bank Austria genutzt wird, präsentiert werden.

Heuer soll in Wien mit dem Bau der Wohnprojekte "Park Flats 23" in der Nähe des Liesinger Bahnhofs und dem Umbau des Philips-Hauses am Wienerberg sowie des ehemaligen Bürohauses der Postzentrale an der Nordbergstraße in Wohnungen begonnen werden. In Graz ist für heuer nach einem vierjährigen Widmungs- und Vorbereitungsprozess der Baustart für das City Gate geplant, der Markt habe sich "dynamisch entwickelt", so Ulm.

Die Luxusprojekte Beatrix Spa und Living Kolin werden heuer in Wien fertig. Luxuswohnungen in innerstädtischer Lage würden sich weiterhin gut verkaufen, so Ulm. Die Qualitätserfordernisse seien aber gestiegen.

Sekundärstädte in Deutschland

In Deutschland konzentriert sich 6B47 zunehmend auf Sekundärstädte wie Mainz, Pforzheim und Regensburg: "Wir können uns nicht mehr auf die Big Seven verlassen", so Ulm. Denn in den großen deutschen Städten sei vielerorts die preisliche Grenze für Immobilienentwickler erreicht.

Für die nächsten Jahre verfüge man aber noch über Grundstücksreserven in Frankfurt, wo heuer mit dem Bau eines 66 Meter hohen Wohnturms begonnen wird. Auch in Ingolstadt und Wuppertal fällt der Startschuss für neue Projekte.

Auch in Polen ist eine Verstärkung der Aktivitäten geplant, beispielsweise in Wroclav. Der polnische Markt biete Chancen, obwohl man die politischen Entwicklungen "sorgenvoll" beobachten würde. (zof, 28.1.2016)