Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht nur Heinz-Christian Strache trägt Farbe (hier bei einem Festkommers im Juni 2005) – seit jeher herrschen gute Verbindungen zwischen FPÖ und Burschenschaften.

Foto: AP/HANS PUNZ

Wien – 2011 schien es so, als hätten die heftigen Proteste gegen den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) in der Hofburg gefruchtet. Die Burschenschafter würden im Jänner 2012 zum letzten Mal in der historisch bedeutenden Location am Heldenplatz feiern, sagte die Geschäftsführerin der Hofburg-Betriebsgesellschaft – DER STANDARD berichtete.

Die Freude bei den Gegnern des Balls hielt aber nur kurz an – denn bald darauf wurde der erste "Akademikerball" angekündigt. Veranstaltet von der FPÖ. Und die konnte die bundeseigene Hofburg-Gesellschaft schlecht aussperren.

Gute Verbindungen

Der fliegende Wechsel vom Burschenschafter- zum Parteiball ist einer von vielen Hinweisen auf die enge Verzahnung von schlagenden Verbindungen und der FPÖ. Weitere Verbindungen zu den Verbindungen zeigen sich bei einem Blick ins Vereinsregister: Mit dem Etikettentausch vom WKR- zum Akademikerball wechselte der Ball zwar die Adresse zu jener der FPÖ am Wiener Rathausplatz. Die zentralen Vereinsfunktionen werden aber immer noch von personellen Bindegliedern zwischen Partei und Verbindung besetzt.

So war etwa der stellvertretende Obmann der Ballorganisatoren, Reimer Timmel (75), lange Jahre Chef des Freiheitlichen Akademikerverbandes (FAV) von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Der ist zwar keine offizielle Teilorganisation der FPÖ, steht aber in einem Naheverhältnis zur Partei. Die Zeitung des FAV, die "Aula", wird vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als rechtsextrem eingestuft. Zuletzt schaltete die FPÖ in der Dezemberausgabe 2015 der "Aula" mehrere Inserate.

Die ersten Arier

1999 lud der FAV, dem Timmel vorsaß, den mittlerweile mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilten deutschen Anwalt Horst Mahler zu einem Vortrag ein. Das Thema, "Der Verrat Adolf Hitlers an der deutschen Linken. Der Verrat der Linken an Deutschland. Hat das deutsche Volk eine Zukunft?", führte Mahler unter anderem zu der Feststellung, dass das "jüdische Volk" der Feind des deutschen sei. Nach dem Vortrag stellte Timmel fest, dass "wir uns mit wesentlichen Punkten des Vortrages identifizieren", wie das "Profil" damals berichtete.

Daneben ist Timmel Mitglied der schlagenden Burschenschaft Libertas. Die älteste noch bestehende Burschenschaft Österreichs führte bereits 1878, als erste Verbindung im deutschen Sprachraum, den sogenannten "Arierparagraphen" ein. Juden konnten damit nicht mehr Mitglied der Verbindung werden.

Noch 2011 weigerte sich die Verbindung, die "Abstammung als notwendige Voraussetzung deutscher Volkszugehörigkeit allgemein oder in Einzelfällen" für entbehrlich zu erklären. Anlass war eine Burschenschaft aus Mannheim, die sich für die Aufnahme eines deutschen Studenten aussprach, der chinesische Eltern hatte. Im Zuge dieses Richtungsstreits traten zahlreiche liberale Verbindungen aus dem Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB), der auch die österreichischen angehören, aus. Timmels Libertas blieb.

Langjährige Karrieren

Timmel selbst kandidierte 2008 für die FPÖ für den Nationalrat. Allerdings auf Listenplatz 275. Etwas erfolgreicher ist da schon die Parteikarriere von Herwig Götschober. Der Schriftwart des Ballkomitees ist FPÖ-Bezirksrat in der Leopoldstadt. Daneben ist er Obmann der Wiener akademischen Burschenschaft Bruna Sudetia, die auch noch immer Teil der DB ist.

Götschobers burschenschaftliche Karriere ist allerdings älter als seine universitäre. Bereits zu Schulzeiten war er Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft, der Franko Cherusker. Die Verbindung ist Teil des Österreichischen Pennäler-Rings (ÖPR), in dem alle schlagenden Burschenschaften in Österreich für Mittelschüler organisiert sind. Götschober ist, wie zuvor auch sein Vater Karl, im Vorstand des ÖPR.

Chef der schlagenden Schüler

Chef dieses Verbands der schlagenden Schüler ist Udo Guggenbichler, Cheforganisator des Balls und zentrales Bindeglied zur FPÖ. Immerhin sitzt der Obmann der Währinger FPÖ auch im Wiener Landtag. In Wien ist der aus Kärnten Zugereiste in der Burschenschaft Albia verankert.

Als Burschenschafter ist Guggenbichler allerdings weder auf Landes- noch auf Bundesebene allein in der FPÖ. Die Hälfte der 28 männlichen Abgeordneten der FPÖ im Wiener Gemeinderat gehören einer Burschenschaft an – viele der Aldania Wien, einige der besonders rechten Olympia. Auch im Nationalratsklub und im Bundesparteivorstand ist die Dichte an Burschenschaftern hoch. Parteichef Heinz-Christian Strache selbst gehört der Wiener Mittelschülerverbindung Vandalia an. (Moritz Ablinger, Sebastian Fellner, 29.1.2016)