Die Polizei sperrt am Freitag wie schon im Vorjahr den Veranstaltungsort des Wiener Akademikerballs, die Hofburg, großräumig ab. In der City gilt die Sperrzone, die man nur mit einer Ballkarte betreten darf.

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Wien – Wenn am Freitagabend die FPÖ ihren jährlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg abhält, wird in der Innenstadt wieder demonstriert. Mehrere Kundgebungen und Protestmärsche (die wichtigsten Routen sind in der Grafik links abgebildet) sind gegen den ehemaligen Ball des Wiener Korporationsrings – des Dachverbands der Burschenschaften in der Bundeshauptstadt – bei der Polizei angemeldet.

Startschuss für die Proteste wird die Demonstration der Sozialistischen Linkspartei, die sich bereits ab 15.30 Uhr am Wallensteinplatz in der Brigittenau trifft. Der Demozug führt zur Uni Wien, wo sich die Teilnehmer der "Offensive gegen rechts" anschließen werden, um gemeinsam rund um die von der Polizei verhängte Sperrzone bis zum Museumsquartier zu ziehen.

Keine Blockaden

"Events wie der Akademikerball in der Hofburg zeigen die Salonfähigkeit rechtsextremer Tendenzen", sagt Magdalena Augustin von der "Offensive gegen rechts". Von Blockaden wie in den vergangenen Jahren wird abgesehen. Stattdessen haben die Aktivisten nach Ende ihrer Demo drei Kundgebungen an Zufahrtsstraßen zur Hofburg angemeldet: "Um einen rechtlich sicheren Rahmen zu schaffen."

Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" lädt ab 19 Uhr auf dem Heldenplatz zum Konzert. "Dieser Ball hat in den Repräsentationsräumen der Republik keinen Platz", sagt Mitorganisator Nikolaus Kunrath zum STANDARD. "Wir erwarten uns, dass die Betreiber der Hofburg zu denken anfangen und den Ball nicht weiter zulassen." Sorgen macht sich Kunrath wegen "Provokationen der Identitären". Diese sollen in Graz bei einer Veranstaltung zwei Gegendemonstrantinnen verletzt haben.

Staus und Sperren

Wegen der Straßensperren wird es ab Nachmittag zu Verkehrsverzögerungen in Wien kommen. Der ARBÖ erwartet aufgrund der Ausweichroute einen "Verkehrsinfarkt" auf der Zweierlinie. "Am besten alle wichtigen Termine verschieben, die City meiden", sagt Matthias Eigl vom ARBÖ. "Und lassen Sie Ihr Fahrzeug nicht im gesperrten Bereich stehen." Die Gefahr einer Abschleppung oder eines Sachschadens sei sehr hoch.

Derzeit sei alles aber noch sehr ruhig, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger dem STANDARD. "Es gibt keine Hinweise, dass es zu Ausschreitungen kommt." Die "Tonalität der Aufrufe" sei "ganz anders als noch vor zwei Jahren".

Das hat wohl auch mit der Auflösung des Bündnisses "No WKR" zu tun. Dieses wird heuer keine Proteste mehr organisieren. "Eine kleine Anarchogruppe gibt es noch immer, die Frage ist, wie sie sich verhalten werden", sagt Eidenberger.

Polizeigroßaufgebot im Einsatz

Die Polizei rechnet mit etwa 2.000 bis 3.000 Demo-Teilnehmern. Ihnen stehen bis zu 2.800 Beamte gegenüber. "Die laufen aber nicht alle neben der Demo her. Es gibt viele Einsatzpunkte", sagt Eidenberger. So sind die Beamten neben der Demo-Sicherheit auch für die Absperrungen und die Bürgerinfo verantwortlich. Auch 29 mit Videokameras ausgestattete Polizeiteams werden erstmals im Einsatz sein.

Eidenberger hofft jedenfalls, dass es bald wie "beim Opernball ist und der Ball keinen mehr interessiert". Dieser findet – noch ohne Gegendemo – kommenden Donnerstag statt. (Oona Kroisleitner, 29.1.2016)