FPÖ-Präsidentschafstkandidat Norbert Hofer.

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Er ist einer, der sich gerne bitten lässt. Ende des Vorjahres erklärte Norbert Hofer, der am Donnerstag von der FPÖ für die Hofburg nominiert wurde, noch im "ZiB 2"-Interview, dass er das Amt des Bundespräsidenten nicht anstrebe. Dafür fühle er sich zu jung. Einen Monat später schaut die blaue Welt anders aus: Hofer will in die Hofburg einziehen.

Der Burgenländer begründet seinen Meinungswechsel mit den Überredungskünsten seiner Parteifreunde: "Wenn Herbert Kickl, Heinz-Christian Strache und Ursula Stenzel versuchen zu überzeugen, haben sie Erfolg."

Tatsächlich ist Hofer, der im März 45 Jahre alt wird, der jüngste Kandidat. Der gelernte Flugtechniker gilt als das "freundliche Gesicht" der FPÖ. Das dürfte damit zusammenhängen, dass er 2013 das Amt des Dritten Nationalratspräsidenten von Martin Graf übernommen hat, der den rechten Flügel der Freiheitlichen flankierte. Hofer ist anders, er ist kein Radikaler, er muss nicht die aufgebrachte Rhetorik seines Parteichefs imitieren. Trotzdem, er ist ein Blauer. Das freiheitliche Parteiprogramm – mit all seinen Abstufungen – stammt aus seiner Feder. Strache holte ihn nach der BZÖ-Abspaltung in die Bundespartei.

Dennoch: Nachdem er das Verbotsgesetz als Angriff auf die Meinungsfreiheit kritisierte, entschuldigte er sich kurz darauf im STANDARD-Interview und verwies auf seine Verantwortung als Politiker. Dass er mit den ganz rechten Strömungen innerhalb der Partei wenig Gemeinsamkeiten hat, bewies er zuletzt in der Causa Winter. Die Zustimmung der blauen Nationalratsabgeordneten zu einem antisemitischen Posting machte ihn "sauer", er forcierte als stellvertretender Parteivorsitzender ihren Ausschluss. Freilich, Christian Höbart, ebenfalls blauer Parlamentarier, wetterte zeitgleich auf Facebook gegen Muslime und durfte bleiben.

Wenngleich Ehrenmitglied der Pennäler-Burschenschaft Marko Germania, weist Hofer immer wieder darauf hin, dass seine Narbe im Gesicht von einem Fahrradunfall stammt. Ein schwerer Paraglidingunfall zeichnet den vierfachen Familienvater bis heute. Die Spätfolgen brachten ihn zu seinem Engagement für Behinderte, und er fungiert heute als Bereichssprecher der Blauen. Sein Interesse gilt auch der Umwelt: 2013 stellte der "Chefideologe" parlamentarische Anfragen zu Chemtrails. Monate später redete Parteichef Strache öffentlich über die Kondensstreifen. (Marie-Theres Egyed, 28.1.2016)