Sinkende Energiepreise und milde Winter verleiten manche Eigentümer dazu, untätig zu bleiben, anstatt das in die Jahre gekommene Haus zu sanieren oder auch nur den alten Heizkessel auszutauschen.

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Wer nachhaltig bauen will, muss entscheiden, welche Nachhaltigkeit das Ziel ist: "Man muss unterscheiden, ob Treibhausgase, Energieverbrauch oder gesundes Wohnen Thema sind", erklärt Ökologieberater Gebhart Bertsch.

Seit dem Weltklimagipfel gilt das Reduzieren der Treibhausgase als oberste Prämisse. Mindestens ein Drittel der Emissionen wird dem Gebäudesektor zugeordnet. Gerade in die Jahre gekommene Einfamilienhäuser sind laut Peter Biermayr, dem Geschäftsführer des Zentrums für Energiewirtschaft und Umwelt, lohnende Ansatzpunkte. Denn sie hätten geringere Gebäudevolumina, weniger kompakte Formen und größere Bruttogeschoßflächen.

Zu geringe Sanierungsrate

Bedenklich findet Biermayr auch eine mangelnde Sanierungstätigkeit: "Derzeit liegt man deutlich hinter den politischen Zielen einer Rate von drei Prozent." Dafür seien ungünstige Rahmenbedingungen wie rückläufige Förderungen und ein Mangel an Finanzierungen verantwortlich. Außerdem würden sinkende Energiepreise und milde Winter Eigentümer dazu verleiten, untätig zu bleiben, anstatt auf Passivhausstandard zu sanieren oder den Heizkessel zu tauschen.

Nur eine von 100 Wohneinheiten wird derzeit pro Jahr erneuert. Beim Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) führt man das darauf zurück, dass die Förderung umfassender Sanierungstätigkeit jene von Einzelmaßnahmen abgelöst hat.

Umfassendes Sanieren ist teuer

Der heuer erstmals vom WWF herausgegebene Bundesländer-Energiewende-Index vergleicht die Bundesländer in puncto Klimarelevanz. Das Ergebnis: In Vorarlberg wird pro Kopf in absoluten Werten am meisten für Gebäudesanierung ausgegeben. Eine umfassende thermische Sanierung inklusive Heizungstauschs kommt dort allerdings schon einmal auf bis zu 150.000 Euro. "Das ist vielen zu kostspielig", sagt Wolfgang Amann vom IIBW. "Dann macht man lieber nur das Notwendigste und verzichtet auf Förderungen." Ein Rückgang der Sanierungsrate seit 2012 sei die Folge. Im Österreich-Schnitt kommt eine umfassende thermische Sanierung auf rund 90.000 Euro – so ein Erfahrungswert aus der "Sanierungsscheck"-Aktion des Bundes.

Länderweise gibt es Einzelförderungen, etwa für den Einbau von Wärmepumpen oder die Nutzung erneuerbarer Energie. Bei der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich sucht man den ältesten Heizkessel, um ihn durch einen Biomassekessel zu ersetzen. Die "Heizen mit Öl GmbH" hält mit bis zu 3000 Euro privater Förderung dagegen, damit ein altes Heizsystem durch einen neuen Ölbrenner ersetzt wird.

Solche Prämien würde sich die Industrie mit den Öllieferungen wieder zurückverdienen, kontert die Photovoltaikbranche. Sonnenenergie sei dafür "unabhängig und kostenneutral", betont Hans Kronberger, Geschäftsführer des Bundesverbands Photovoltaic Austria. Im Vorjahr wurden zwischen 8000 und 9000 Photovoltaik- und Solarthermiekleinanlagen installiert, es flossen zehn Millionen Euro an Fördermitteln. (Peter Matzanetz, 30.1.2016)