"Ich wohne hier mit meiner Freundin und Schauspielkollegin Anna Kramer seit eineinhalb Jahren. Das Haus stammt aus dem Biedermeier und befindet sich ganz in der Nähe des Naschmarkts. Wir haben die Wohnung über einen Makler bekommen, denn ohne Makler in Wien etwas zu finden, ist ja heutzutage fast aussichtslos. Mittlerweile habe ich aber so etwas wie einen Lieblingsmakler.
Anna wollte die Wohnung nach der Besichtigung sofort nehmen, der wunderschöne Innenhof hatte es ihr angetan. Ich hatte aber noch Bedenken. Die Küche war nämlich wirklich hässlich – mit fliederfarbenen Kastentüren. Und die Arbeitsplatte war blitzblau angestrichen. Das war schrecklich.
Die Wohnung ist mir aber nicht aus dem Kopf gegangen. Ich dachte: Na ja, vielleicht lässt sich die Küche irgendwie anders machen. Wir haben sie dann auch gleich mit neuen, wahnsinnig teuren Küchentüren von Ikea umgestaltet.
Neben dem Innenhof gab natürlich auch die Lage den Ausschlag, Naschmarktnähe ist super. Ich gehe da zwar nicht einkaufen – das ist mir zu teuer -, aber in den Lokalen bin ich gerne.
Wohnen bedeutet für mich, einen Raum zu haben, der einem gehört. In dem man sich wohl- und geborgen fühlt. Wo man sich entspannen kann.
Bevor ich hierherzog, habe ich allein gelebt, in einer wirklich sehr kleinen Wohnung bei der Wiedner Hauptstraße. Nur ein Zimmer. Dafür mit Dachterrasse. Die Hausbesorgerin dort war wirklich superlieb, aber die Vermieterin machte mir das Leben schwer. Eines Tages bekam ich eine Mail, in dem sie mir vorwarf, die Wohnung illegal zu vermieten. Ich habe ihr geantwortet, dass mein Vater, der in Polen lebt, manchmal hier sei, ob das für sie ein Problem sei. Das wirklich Ungute dabei war aber etwas anderes. Ich dachte mir danach immer: Wer beobachtet mich hier eigentlich so genau? Mit manchen Nachbarn war's dort übrigens auch schwierig.
Das ist hier ganz anders. Ich mag es, wenn die Nachbarschaftsverhältnisse gut sind, aber zu eng soll es dann eben auch nicht sein. Hie und da unten im Hof sitzen und mit den Nachbarn plaudern, das geht hier ganz gut. Und auch unser Vermieter ist wirklich sehr nett.
Außer der Küche haben wir nicht viel gemacht. Unsere Möbel sind von überallher, der dunkle Eckschrank beispielsweise – das teuerste Stück – stammt ursprünglich aus Indien. Ich habe ihn vom Möbeldepot. Der Esstisch war sehr billig, das war vorher ein mit grünem Samt überzogener Pokertisch, den wir selbst abgeschliffen haben. Und im Schlafzimmer steht eine Kommode, die ich selbst bemalt habe. Ich bemale gerne Möbel, obwohl ich handwerklich nicht sehr talentiert bin. Ich recherchiere dann eben, wie man das macht, die richtige Technik. Das ist ein Hobby von mir.
Wenn ich eine Rolle einstudiere, mache ich das manchmal auch hier. Aber es ist nicht ganz einfach. Vor zwei Jahren musste ich für die Copstories spielen, dass der Mann, den meine Figur liebte, stirbt. Da war die Frage: Wo mache ich das? Denn wenn ich das möglichst überzeugend machen will, dann sollten die Nachbarn eigentlich gleich die Polizei rufen. Ich bin dann sicherheitshalber zum Alberner Hafen gefahren und habe im Auto herumgeschrien.
Einen Wohntraum habe ich nicht wirklich. Ich möchte ganz bestimmte Küchenfliesen, so wie es sie in Spanien oft gibt. Und eine bodengleiche Dusche hätte ich irgendwann auch gern.
Mit einem Einfamilienhaus am Land kann man mich nicht locken. Ich kann's zwar verstehen, wenn das jemand will, weil man dort laut sein darf. Aber ich brauche die Stadt." (1.2.2016)