Mallorca – Es muss nicht immer F wie Fuji Speedway sein. Nur am Anfang der Dinge, da schon. 2014 debütierte das Lexus-Sportcoupé als RC F, mit 5,0-Liter-V8 und 477 PS. Toyota-Konzernchef Akio Toyoda, das hat sich in der Szene herumgesprochen, ist ein echter Carguy, und ein solcher will den dominanten Deutschen – mit deren hochgezüchteten Typen BMW M4 Coupé, Mercedes-AMG C 63 und Audi RS5 Coupé (gibt's derzeit nicht mehr) – zeigen, wo der Barthel den Sake holt, will zeigen, dass die hauseigene Premiummarke mit ebenbürtigen Eigenschaften aufwarten kann und mit Emotionen.
Nun das erledigt ist, folgen die zivileren Versionen: RC 300h und RC 200t. Beim 300h handelt es sich um das ökologisch mustergültig korrekte Hybridmodell mit 223 PS Systemleistung und einem Normverbrauch von 4,7 l / 100 km, dem 200t haben sie einen 2,0-Liter-Turbo mit 245 PS unter die Haube verpflanzt – und da dieser RC obendrein um rund 60 kg weniger auf die Waage bringt als der hybride, geriert er sich schon auf dem Papier als Bruder Leichtfuß.
Da auf Mallorca, Austragungsort dieser Lexus-Präsentation, sich bei frühfrühlingshaften 20 Grad kein Lüfterl regt, wollen wir wissen, was der Wind macht, wenn er nicht weht; wir finden ihn bald nach Drücken des Startknopfs. Ja, mit dem RC F lässt sich wohl sogar der legendäre göttliche Wind der Japaner, der im 13. Jahrhundert zweimal mongolischen Bootsflüchtlingen die Immigration verwehrt hat und der den Namen Kamikaze trägt, wecken.
Ton aus der Dose
Mit dem 200t versuchen wir das nicht, mit dem schrecken wir den Wind nur aus der Siesta auf. Rasch ist sein Interesse geweckt, pfeift er vernehmlich um die Außenspiegel rum, umkost die Flanken und die Kanten. Was man hingegen nicht hört, leider: fetten Sound. So willig und spontan der Turbo zupackt und so gut er zu einem Design passt, das Toyoda-San unter emotional versteht, so sehr würde man sich ein markanteres Klangbild wünschen. Das lässt sich bei der Hybridversion aus der Konserve zuschalten, V8-Sound via Lautsprecher, aber das ist eben doch nur synthetisch. Wahres ist Rares, diese Erkenntnis trifft auf immer mehr Bereiche unseres Lebens zu.
Was bei beiden RCs gefällt, ist die wunderbar steife Karosserie, ideale Voraussetzung für ein knackiges Fahrwerk. Wobei das aktive der F-Sport-Version, die auch noch aufwartet mit einem Torsen-Hinterachsdifferenzial und begrenztem Schlupf, in Richtung prachtvoll tendiert. Auch die präzise Lenkung gefällt, sie könnte aber ruhig direkter ausgelegt sein.
Aus drei mach eins
Technisch basiert der RC gleich auf drei Lexussen: hinten auf dem neuen IS, mittig auf dem verflossenen IS Cabrio, vorn auf dem GS. Der wiederum wurde soeben zum Facelift geschickt, bei dem der "Diabolo-Grill" optisch weiter akzentuiert wurde. Verfügbar sind jetzt auch Hauptscheinwerfer mit je drei LED-Leuchten. Einzug gehalten haben ferner die jüngsten Sicherheitsfeatures. Und es gibt den GS nur mehr als Hybridlimousine: einmal als 300h mit 223 PS, einmal als 450h mit 345 PS. Preispalette: 49.800 bis 83.400 €.
Das RC-Sportcoupé unterhalb des Leistungssportlers RC F gibt es in zwei Versionen, als hybride (hier im Bild) mit 223 und als 2,0-Liter-Turbo mit 245 PS. Am leichtfüßigsten bewegt er sich als Turbo, und das Ding liegt auch noch wie Brett. (Andreas Stockinger, 29.1.2016)
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