Fast schon trotzig zog die Uno das durch, was der Auftakt von Verhandlungen zwischen syrischer Opposition und dem syrischen Regime hätte werden sollen: Wurde es schon im Vorfeld des Treffens in Genf am Freitag klar, dass es keine direkten Gespräche geben würde, sondern nur indirekte, so saßen in Genf Regime und Vermittler am Freitag erst einmal praktisch allein da.

Der Standpunkt der Oppositionssammelgruppe "Hohes Verhandlungskomitee" (HNC), die sich selbst als Vertreter aller Syrer und Syrerinnen versteht – was nicht von allen so gesehen wird –, ist aus emotionaler Sicht nachvollziehbar. Wie kann man verhandeln, wenn gleichzeitig Menschen durch Bomben und an Entbehrungen sterben? In sozialen Medien gab es überdies eine starke Kampagne gegen die Teilnahme. Dementsprechend stellte das HNC "Bedingungen", von denen es wusste, dass sie nicht erfüllt werden würden. Und der Druck der staatlichen Schutzherren und Zahlmeister des HNC blieb auch aus.

Auch wenn das HNC doch noch nach Genf kommt, die nüchterne Tatsache ist wohl, dass die Zeit noch nicht reif ist. Das Regime hat mit russischer Hilfe soeben militärischen Aufwind und keine Eile. Für die Opposition ist es schmerzlich, mit einem starken Regime zu verhandeln, gleichzeitig sind die kämpfenden Rebellen noch nicht erschöpft genug, um dazu gezwungen zu sein. Und der Albtraum für die syrische Bevölkerung geht weiter. (Gudrun Harrer, 29.1.2016)