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Umfragen sehen vor den republikanischen Vorwahlen in Iowa einen Dreikampf zwischen Marco Rubio, Donald Trump und Ted Cruz (von links nach rechts).

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON

Sosehr man in den vergangenen Wochen versuchen mochte, dem Trubel zu entkommen; und sosehr die anderen republikanischen Kandidaten vor der womöglich für viele schon entscheidenden Vorwahl versuchten, Aufmerksamkeit zu erhaschen: Letztlich kam man um Donald Trump doch nicht herum.

Dabei hatte der New Yorker Immobilienmogul einst eher als Scherzkandidat gegolten – als jemand, der die Kandidatur nur nützen wollte, um Werbung für seine Bücher und Firmen zu machen. Und das Talent zur PR, den Einblick in Empfinden und die Ängste vieler, nicht nur republikanischer Wähler hat er eindrücklich unter Beweis gestellt: Als er seinen Antritt verkündete, verband er es mit Attacken gegen Immigranten aus Lateinamerika und Importe aus China. Um die USA nach Süden abzuschotten, schlug er vor, eine Mauer zu Mexiko zu errichten, während chinesische Exporteure durch 45-Prozent-Zölle abgeschreckt werden sollen. Nach den Anschlägen von Paris forderte er die Einrichtung einer Datenbank, in der alle Muslime des Landes erfasst werden, und kurz darauf einen Einreisestopp für Muslime.

Trumps Rhetorik richtet sich an eine Wählergruppe, die das Amerika der 1950er-Jahre nostalgisch verklärt, ein Amerika mit Straßenkreuzern und unangefochtener weißer Mehrheit. Es sind vor allem Arbeiter mit immer schlechter bezahlten Jobs, die ihn unterstützen.

Zwar hat sich die US-Wirtschaft von der Finanzkrise 2008 erholt – doch sie wächst auf so unfaire Weise, dass in niedrigen Einkommensschichten vom Aufschwung nichts zu spüren ist. Häufig machen zu kurz Gekommene die Verdrängung durch Migranten für ihre Misere verantwortlich.

Ted Cruz, konservativer Chefideologe

Dabei hatte noch kürzlich ein anderer Mann als eine Art Symbolfigur des rechten Randes der Republikaner gegolten: Als der Anwalt Ted Cruz im Herbst 2012 zum Senator von Texas gewählt wurde, war er so etwas wie das Aushängeschild der Tea Party.

In Washington profilierte er sich bald als Hardliner, der Kompromisse mit dem Kabinett Barack Obamas noch kategorischer ablehnte als die ohnehin schon wenig kompromissbereite Führung der Republikaner. Im Wahlkampf wirkt Cruz wie der Chefideologe der Rechten, während er Trump als windigen Opportunisten por trätiert. Wichtigste Zielgruppe des Pastorensohns sind evangelikale Christen. Weltpolitisch zählte Cruz eine Weile zu den Isolationisten. Neuerdings aber kehrt er den Falken heraus: Nach seinen Worten sollte die Air Force das Kalifat des "Islamischen Staats" (IS) in Syrien und im Irak so flächendeckend bombardieren, dass man herausfinden werde, ob Wüstensand im Dunkeln glüht.

Cruz wurde in Kanada als Sohn eines kubanischen Vaters und einer amerikanischen Mutter geboren. Sein Rivale Trump zieht daher in Zweifel, ob er überhaupt fürs Weiße Haus kandidieren kann.

Marco Rubio: Tea-Party-Held als Kandidat der Eliten

Die kubanische Herkunft teilt er mit dem Jüngsten im republikanischen Bewerberfeld, Marco Rubio. Anders als Trump steht der 44 -jährige Einwanderersohn für den Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen. Als Rubio den moderaten Konservativen Charlie Crist 2010 in Florida im Duell um einen Senatssitz besiegte, surfte er auf der Tea-Party-Welle. Mittlerweile zählt er zum Establishment, wobei er der ist, der vielleicht noch am ehesten Brücken von den konservativen Rebellen zu republikanischen Eliten bauen kann.

Der gelernte Jurist verfügt über herausragendes Redetalent. Sollte er den Wettlauf um die Nominierung gewinnen, hofft er aus einem Finale gegen Hillary Clinton einen Konflikt der Generationen zu machen. Eine Zeitlang bastelte er mit Senatorenkollegen an einer Reform des Einwanderungsrechts. Angesichts der populistischen Töne in den eigenen Reihen distanziert er sich mittlerweile von dem (gescheiterten) Versuch.

In Umfragen weitgehend abgeschlagen waren vorerst Bewerber wie der frühere Shootingstar Ben Carson und Jeb Bush. Vor allem dem Bruder des Expräsidenten George W. Bush werden wegen seines großen Wahlkampfbudgets dennoch Chancen zugeschrieben – vor allem dann, wenn die ersten der derzeit noch zwölf Kandidaten sich aus dem Rennen zurückziehen. (Frank Herrmann aus Cedar Rapids, Iowa, 1.2.2016)