Die mobilen Biogasstationen sind in Containern untergebracht und beliebig erweiterbar.

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Wien/Weibern – Die österreichische Biomasselandschaft ist so aufgestellt, dass hauptsächlich Holz in Heizkraftwerken verbrannt wird. "Wir dachten uns: Das ist eigentlich zu wenig", erläutert Oliver Schmidt, Leiter Technische Planung des Umwelttechnikbüros Müller in Weibern. Wenn man aus Bioabfall sowohl Energie als auch Kompost erzeugen könnte, wäre dies doch ein Doppelnutzen.

Außerdem war es den oberösterreichischen Ingenieuren ein Anliegen, auch kleinere Einheiten solcher Biomassekraftwerke zu entwickeln, mit denen auch relativ geringe Mengen von Grünschnitt und Abfällen sozusagen regional verwertet werden können.

Fast zehn Jahre und einige Forschungsförderrunden von EU und auch Österreich später ist diese Idee technologisch umgesetzt. In einem Trockenfermentationsprozess wird der Abfall "entsorgt" und dabei Wärme und Strom erzeugt. Als Endprodukt entsteht verwertbarer Kompost.

Das kleine Ingenieurbüro mit 20 Mitarbeitern fand in der Firma Pöttinger Entsorgungstechnik einen Partner für Marketing, Erzeugung, Verkauf und Service, sodass auf Entwicklung des Know-hows fokussiert werden kann.

In Braunau am Inn steht eine Anlage, in der eine Gärtnerei Grünschnitt und Bioabfälle nutzt, und zwar dreifach: Der Kompost wird in der Gärtnerei verwendet. Der Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit der bei der Stromerzeugung entstehenden Wärme werden die Glashäuser beheizt. Biofilter stellen sicher, dass das Ganze nicht stinkt, versichert Schmidt.

Modularer Aufbau

Ähnliche Anlagen haben Pöttinger/Müller mittlerweile in Kroatien und Slowenien installiert, wo zum Beispiel die Pressrückstände von der Olivenölherstellung genutzt werden. "Die Technologie ist immer dieselbe", sagt Schmidt.

Das Besondere ist der modulare Aufbau der kleinen Kraftwerke, die sich in Containern verbergen. Die kleinste Anlage kann rund 1.000 Tonnen pro Jahr verarbeiten, kostet bis zu 500.000 Euro und kann beliebig erweitert werden, indem man einen weiteren Container dazustellt.

Trotz der bestechenden Ideen wird den Oberösterreichern nicht die Tür eingerannt. Die schlechte Wirtschaftslage lässt potenzielle Käufer zuwarten. Und vor allem: Der billige Preis für Erdöl und -gas konterkariert häufig die Bemühungen, forciert auf regenerative Energieformen umzusteigen.

Auch die Ökostrompolitik der Vergangenheit sei nicht dazu angetan gewesen, weitere Forschung zu fördern, kritisiert Oliver Schmidt. Bestehende Strukturen in der Abfallwirtschaft, Unsicherheiten bei der Umsetzung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Bedenken gegen neue Technologien lassen Investoren zögern. "Das macht Weiterentwicklungen schwierig." (Johanna Ruzicka, 1.2.2016)