In flagranti vom Tod ereilt: das ausgestreckte Begattungsorgan eines kreidezeitlichen Weberknechts.

Foto: Museum für Naturkunde Berlin

Berlin – So einen Fund macht man auch nicht alle Tage: Deutsche Forscher stellten im Fachmagazin "The Science of Nature" einen Bernstein aus Myanmar in Südostasien vor, in dem ein 99 Millionen Jahre alter Weberknecht eingeschlossen ist. Das Besondere an dem Fund: Das kleine Tier zeigt seinen ausgestreckten Penis, wie das Berliner Museum für Naturkunde berichtet.

Weberknechte (Opiliones) bilden eine eigenständige Orndung innerhalb der Spinnentiere, mehr als 6.600 Arten wurden bislang beschrieben – allerdings kaum ausgestorbene, da sich Fossilien der fragilen Tiere naturgemäß nur unter sehr seltenen Bedingungen erhalten. Der kreidezeitliche Weberknecht mit der Bezeichnung Halitherses grimaldii ist eine von nur etwa drei Dutzend bekannten ausgestorbenen Spezies.

Am Penis identifiziert

Der erigierte Penis spielte eine wichtige Rolle für die Bestimmung, welcher Status diesem Tier zukommt. In der Taxonomie der heutigen Weberknechte ist die Anatomie des Penis extrem wichtig: bei jeder Art hat er eine eigene Struktur. Aber nur wenige fossil erhaltene Weberknechte haben bis jetzt die Penisstruktur gezeigt, was den Vergleich mit lebenden Arten erschwert.

Bei Halitherses grimaldii ist der Penis an der Spitze spachtelförmig und hat einen Umriss wie ein Herz, aus dem ein kleiner Schlauch herausragt. So eine Form zeigt kein lebender Weberknecht, erklärten die Forscher um Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde. Dass das Fortpflanzungsorgan in ausgestrecktem Zustand erhalten blieb, bedeutet jedenfalls, dass Weberknechte auch schon in der Kreidezeit mit Hilfe eines Penis die Spermien direkt in den Körper des Weibchens übertragen haben.

Neue Familie

Ungewöhnlich sind auch die großen Augen des Tieres, obwohl neue wissenschaftliche Erkenntnisse solch große Augen als ein ursprüngliches Merkmal deuten. Viele primitive Weberknechte hatten große Augen, so die Forscher.

Die Kombination der verschiedenen Merkmale ermöglichte es den Wissenschaftern, eine neue Weberknechtfamilie, die Halithersidae innerhalb der Unterordnung der Dyspnoi, zu definieren. Überlebende Vertreter dieser Familie gibt es nicht. (red, 2. 2. 2016)