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Die Stubenfliege hat’s übrigens auch gern warm. Ihre Eier legen die Weibchen in Küchenabfällen und Kompost ab, denn die Zersetzung von organischem Material erzeugt angenehme Wärme.

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Die große "Camera obscura" beim Cliff House in San Francisco.

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Welt-Raum: dort, wo unser kleines Universum endet.

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Ein Holzzuber mit dampfend heißem Wasser wurde im Mittelalter Gästen in der Stube bereitgestellt, wenn sie nach einer langen, beschwerlichen Reise Herberge suchten. Denn dem Wortsinn nach war die Stube (althochdeutsch stuba, mittelhochdeutsch stube) immer ein beheizter Wohnraum, oft der einzig warme, in dem nicht nur gearbeitet, gekocht und gegessen, sondern auch gebadet wurde.

Während sich im Deutschen die Bedeutung "warme Stube" bis heute erhalten hat, erfährt sie auf dem Weg von altenglisch stufu, "Badestube", zu neuenglisch stove eine deutliche Einengung auf "Ofen, Herd".

Stube und stove gehen zurück auf aus Vulgärlatein erschlossene Formen extūpare/extūfare, "heizen, schwitzen", beziehungsweise extūpa/extūfa, "Schwitzbad" (verwandt mit griechisch typhos, "Dunst, Nebel, Fieber"), die auch in den romanischen Sprachen weiterleben, zum Beispiel französisch étuve, "Darre, Trockenkammer, Schwitzkasten", und italienisch stufa, "Heizofen".

Herberge auf Reisen

Nicht nur wir Menschen unternehmen ausgedehnte Reisen und sind froh, wenn wir eine Unterkunft finden, auch das Wort Herberge (althochdeutsch heriberga, "Feldlager", eigentlich "Bergung für das Heer") ging auf Wanderschaft und ließ sich in Italien in einem albergo und in Frankreich in einem auberge nieder. Wir haben Gott sei Dank ein Einzelzimmer reserviert, une chambre individuelle, una camera singola, a single room.

Den drei Wörtern liegen unterschiedliche Vorstellungen zugrunde: Unser Zimmer ist dem Wortsinn nach holzgetäfelt, denn es geht auf althochdeutsch zimbar, "Bauholz", zurück (neuenglisch timber). Mittelhochdeutsch zimber/zimmer beschreibt die Holzverkleidung eines Stollens, ein Gebäude aus Holz. Frauenzimmer hat eine Bedeutungsverschiebung erfahren vom Ort, wo sich der weibliche Hofstaat aufgehalten hat, zur heute veralteten Bezeichnung einer liederlichen Frauensperson. In Lessings "Minna von Barnhelm" etwa ist die Anrede Frauenzimmerchen noch gang und gäbe.

Allerlei ganz gemächlich tun

Italienisch camera (französisch chambre, neuenglisch chamber; bridal chamber, "Brautgemach", und execution chamber, "Hinrichtungskammer") war zur römischen Zeit noch ein Gewölbe (lateinisch camera), das heißt ein Raum mit gewölbtem Plafond.

Das Wort wird in unseren Breiten als Kammer heimisch, wo wir uns voller Wohlbehagen ausruhen und allerlei ganz gemächlich tun (vergleiche Gemach, "stilvoll eingerichteter Wohnraum"), außer wir leiden unter Kammerflimmern. Dann hilft nur noch der Defibrillator. In Acht nehmen sollten wir uns vor denen, die antichambrieren und katzbuckeln. Die entfernt aber nicht der Kammerjäger. Und Fans von Kammermusik (neuenglisch chamber music) sei gesagt, dass diese dem Wortsinn nach zunächst in privaten Räumlichkeiten gespielt wurde und nicht in öffentlichen Konzertsälen.

Ein dunkler Raum

Das 19. Jahrhundert beschert uns eine wesentliche Bedeutungserweiterung von camera, nämlich "Fotoapparat". Das Experimentieren mit der camera obscura, einem dunklen Raum mit einem kleinen Loch in der Wand, durch das das einfallende Licht auf der gegenüberliegenden Wand die Außenwelt abbildet, aber auf dem Kopf stehend, mündet in die Entwicklung technischer Verfahren, die wir heute "fotografieren" nennen. Italienisch camera und neuenglisch camera sind übrigens "falsche Freunde". Ein Fotoapparat ist im Italienischen "una macchina fotografica".

Neuenglisch room ist von der Ursprungsbedeutung her weit und geräumig (gotisch rūms, "Raum, geräumig", altenglisch und althochdeutsch rūm, "Raum, Gelegenheit", mittelhochdeutsch rûm, roum, "Platz für freie Bewegung und Aufenthalt"). Neuhochdeutsch Raum bietet sogar Platz für die ganze Welt. Der Welt-Raum beginnt für uns quasi dort, wo unser kleines Universum endet.

Und was haben Sie heute vor? Die Welt erkunden oder in der Stube hocken bleiben? (Sonja Winkler, 1.2.2016)