Onkologen rund um den Erdball arbeiten fieberhaft daran, Krebszellen und ihre Verbreitung im Körper zu verstehen. Das gemeinsame Ziel: die molekularen Tricks entarteten Zellen zu verstehen, um angemessen therapeutisch agieren zu können.

Forscher an der Medizinischen Universität Wien haben den Dickdarmkrebs im Visier. Rund 4.700 Menschen in Österreich erkranken jährlich am kolorektaken Karzinomen, wie die Erkrankung in der Fachsprache genannt wird. Die gute Nachricht: Bei nur ein bis zwei Prozent der Betroffenen treten im späten Krankheitsstadium auch Hirnmetastasen auf.

ForscherInnen der MedUni Wien haben nun in einer gemeinsamen Studie mit der University of Southern California, USA, Gen-Variationen in der DNA-Sequenz spezifiziert. Für die Bildung von Hirnmetastasen müssen die Tumorzellen die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, eine Barriere zum Schutz des Gehirns, überwinden. Dabei konnten die ForscherInnen Gen-Variationen in der DNA-Sequenz identifizieren, die es den Tumorzellen möglicherweise leichter machten, im Gehirn anzudocken.

Genprofile mit Therapieoption

"Wir konnten Gen-Profile und -Gruppen bilden und darstellen, welche Kombination die Prognose beeinflussten," sagt Stefan Stremitzer von der Universitätsklinik für Chirurgie der Med-Uni Wien und einer der Studienleiter. Diese Erkenntnisse sind Basis dafür, neue zielgerichtete Therapien zu entwickeln und damit das Überleben von Patienten zu verlängern.

Häufiger als bei Darmkrebs sind Hirnmetastasen zum Beispiel bei Brustkrebs oder Lungenkrebs – auch bei diesen beiden Erkrankungen könnten die neuen Erkenntnisse der aktuellen Studie von Bedeutung sein, zukünftige Forschungen anstoßen und zu neuen, zielgerichteten Therapieoptionen führen.

Neben der Gruppe mit Hirnmetastasen untersuchten die ForscherInnen auch 45 PatientInnen mit kolorektalem Krebs ohne Hirnmetastasen. Dabei wurden die Ergebnisse untermauert: Variationen in jenen Genen, denen ein Zusammenhang mit der Prognose bei PatientInnen mit Hirnmetastasen zugeschrieben wurde, waren auch mit dem Auftreten von Hirnmetastasen assoziiert. (red, 1.2.2016)

Originalstudie:

Genetic variants associated with colorectal brain metasases suscptibility and survival