Chris Köver, Daniela Burger, Sonja Eismann: "Hack’s selbst! Digitales Do it yourself für Mädchen." Beltz & Gelberg 2015.

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"Hack’s selbst!" soll Mädchen ermutigen, sich der Technik im Allgemeinen und dem Computer im Besonderen zu nähern.

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Ein "digitales Do it yourself für Mädchen" haben Chris Köver, Daniela Burger und Sonja Eismann vom "Missy Magazine" vorgelegt. Genauso feministisch wie bei der Zeitschrift ist ihr Zugang bei diesem Buch. Es soll gezielt Mädchen ermutigen, sich der Technik im Allgemeinen und dem Computer im Besonderen zu nähern: "Hacken heißt besser machen", sagen sie gleich eingangs und räumen damit mit dem nächsten Klischee auf – dass Hacken etwas Negatives oder gar Verbotenes sei. Hacken, so wie es die Autorinnen verstehen, meint positive und kreative Veränderung. "Hacken kannst du alles, auch die Regeln der Gesellschaft", sagen sie.

Aber erst einmal klein anfangen: Das erste Kapitel widmet sich den Themen Spielen und Erzählen. Darin erfahren wir zum Beispiel, wie wir selbst – erst mit Bleistift – dann mit Bildbearbeitungsprogramm – zur Spielefigur werden oder wie man eine Idee für ein Spiel entwickelt. Gut und übersichtlich wird bei jedem Vorschlag im Buch angeführt, wie viele Personen gebraucht werden, was es kostet und wie lange man in etwa für die Umsetzung braucht. Die meisten der Vorschläge stammen von Frauen, die kurz in Bild und Text vorgestellt werden und so gut als "Role-Model" taugen.

Es sind "Character-Designerinnen" wie Demezou oder Game-Designerinnen wie Linda Kruse oder Henrike Lode, die Gründerin und Chefin des Game-Studios Lohika. Oder Stefanie Wuschitz, die Künstlerin und Mitbegründerin von Miss Baltazar's Laboratory, einem Hackerspace von und für Frauen.

Katzenklappe und Megafon

Im zweiten Kapitel zu "Hacken und Verbessern" wird erklärt, wie man Handschuhe touchtauglich macht, was gerade jetzt im Winter sehr praktisch ist. Sehr anwendungsorientiert sind auch die Erklärungen zum Bau einer funkgesteuerten Katzenklappe, was schon einen ganzen Arbeitstag in Anspruch nehmen kann, also für die Schulferien besonders geeignet ist. Ein Megafon ist schneller gebaut. Es ist in rund zwei Stunden fertig. Dabei wird zum Beispiel auch erklärt, wie eine serielle Schaltung funktioniert.

Der Duktus dabei scheint auf kleine Kinder abzuzielen, wie auch das Wording insgesamt sehr einfach und betont allgemeinverständlich ist. Das ist zwar gut so, weil die Einstiegsschwelle niedrig ist – ältere Teenager zum Beispiel könnten sich aber unterschätzt fühlen. An welche Altersgruppe genau sich das Buch richtet, ist nur auf der Website des Verlags explizit ersichtlich (ab 13 Jahre). Das ist ein bisschen schade, ebenso wie der Umstand, dass Daniela Burger bei ihrer Umschlaggestaltung nicht ohne ein an den Handarbeitsunterricht gemahnendes Kreuzstichmotiv auskommt. Soll ausgerechnet das gezielt Mädchen ansprechen?

Petitionen und Kampagnen

Das ist aber auch schon der einzige Einwand. Inhaltlich ist das Buch wunderbar übersichtlich und einleuchtend gestaltet. Es geht weiter mit Kapitel drei zu "Senden und Wissen teilen" mit Podcasts, Videos und Websuche. Kapitel vier "Engagieren und Vernetzen" mit Infos zum Start eigener Online-Petitionen und Kampagnen scheint sich wieder eher an ältere Mädchen zu wenden. Erst Kapitel fünf widmet sich dem eigentlichen Programmieren mit einem Exkurs zur Computerpionierin Ada Lovelace.

In Kapitel sechs "Designen und Vertonen" erklären die Autorinnen, wie man Fotocollagen, ein animiertes GIF oder einen Stop-Motion-Film dreht. Auch das Thema Audio kommt nicht zu kurz: Warum nicht im nächsten Skiurlaub ein Soundtagebuch führen? Von der Pistenraupe bis zum Vogelgezwitscher darf alles vorkommen.

Überhaupt ist in diesem Buch fast alles erlaubt. Es macht wirklich Lust zu experimentieren. Ein wenig pädagogisch wird es nur im allerletzten Kapitel bei dem Thema "Sichern und Verschlüsseln": Hier wird erklärt, wie man E-Mails verschlüsselt, sicher bloggt und twittert und ein starkes Passwort erstellt: Zum Beispiel "Ich mag Wurst mit Schokolade". Ein schneller Computer braucht 1.621.485.740 Jahrhunderte, um es zu knacken. (Tanja Paar, 2.2.2016)