Kindheitsentfremdung und Zwischenwelten: Anna Baar.

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Anna Baar weiß ganz genau, wovon sie in ihrem Debütroman Die Farbe des Granatapfels (Wallstein) schreibt. Schließlich ist die Autorin selbst zwischen den Kulturen und in zwei Staaten aufgewachsen: 1973 in Zagreb geboren, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Wien, Klagenfurt und auf der dalmatinischen Insel Brac. Später studierte sie Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit an den Universitäten von Wien und Klagenfurt. Inzwischen lebt Baar in Klagenfurt, am Dientag stellt sie das Buch in der Reihe Zwischen (W)ORTEN – Flucht, Vertreibung, Migration im Linzer Stifterhaus vor.

Protagonistin und Erzählerin in Die Farbe des Granatapfels ist ein junges Mädchen – die Tochter eines Österreichers und einer Kroatin. Die Sommerferien verbringt sie immer bei der Großmutter Nada auf einer dalmatinischen Insel. Diese Wochen garantieren nicht nur Entspannung und Spaß, es sind auch immer Reisen in eine andere, archaischere Kultur – und in eine andere Geschichtstradition. Die Oma hatte während des Zweiten Weltkriegs auf der Seite der Tito-Partisanen gestanden, was sie damals alles erleben musste, hat die alte Frau eigenwillig werden lassen. Und Deutsch möchte sie in ihrem Haus schon gar nicht hören. Mit zunehmendem Alter wird der Protagonistin das Dazwischenstehen und die damit verbundene Entfremdung bewusster. So gewinnt sie Einsichten für das gegenwärtige Leben, die zwischen Verständnis und Traurigkeit pendeln. Lesung der Autorin, Moderation: Katja Gasser. (dog, 1.2.2016)