Schön ist schiach: Was auf dem Laufsteg schön aussieht, kann im normalen Leben nicht ganz verkehrt sein – es ist Fasching.

Foto: Chanel

Wenn es um Fasching geht, scheiden sich die Geister. Die einen finden Verkleidungen toll, die anderen ganz und gar nicht. So weit, so bekannt. Unter den Faschingsliebhabern gibt es dann allerdings auch eine feinere Differenzierung: diejenigen, die durch ein Kostüm schöner werden wollen – und insofern zu Blondinen, Prinzessinnen oder Supermännern werden –, und die anderen, die auf eine Optimierung ihrer selbst ganz absichtlich verzichten. Im Klartext: also die Menschen, die für eine gute Verkleidung auch ein durchaus nachteiliges Äußeres in Kauf zu nehmen bereit sind.

Letztes Jahr zum Beispiel hatte eine Bekannte von mir den Mut, einen ganzen Abend als rosarotes Schwein (rosarote Strumpfhose mit Ringelschwanz, rosaroter Rolli, rosa Schuhe) auf einer Faschingsparty herumzulaufen – und dabei auch die selbstgebastelte Schweineschnauze höchstens zum Trinken abzunehmen. Das war echt mutig.

Mut zu krasser Schminke

Eine andere Freundin geht schon seit Jahren entweder als Punk oder Gothic, weil sie auf diese Weise über die Jahre ihr viel zu helles Make-up aufbrauchen kann (es wird nicht ranzig, versichert sie). Meine mutigsten Faschingsfreundinnen jedoch haben den Mut zur Hässlichkeit. Gehen als sieche Alte, malen sich schwarze Zähne und holen sich die unvorteilhaftesten Fetzen vom Flohmarkt. Chapeau, chapeau!

Jedenfalls: Das mit dem Schwein würde ich keinen Abend lang durchstehen, den Punk, eine Bankräuberin und den Schnauzbartträger habe ich hinter mir. Und weil mir dieses Jahr einfach nichts eingefallen ist, werde ich mich vielleicht an der großen weiten Welt der Modeschauen inspirieren.

Denn dort wird Make-up auf dem Laufsteg gar nicht so selten in seinen Extremen zelebriert. Bei Chanel gibt es da eine lange Tradition. Auch heuer hat das französischen Modelabel bei den Schauen seine Mannequins in prachtvoller Kriegsbemalung ins Rennen geschickt. So ein Lidstrich muss einem allerdings erst einmal gelingen. Allein, daheim und ohne jede professionelle Hilfe. Da sehe ich zwar schwarz, aber mein Mut wird mir helfen. (Karin Pollack, 2.2.2016)