Aden – Im Süden des Jemen hat die Extremistengruppe Al-Kaida nach Berichten von Anrainern die Stadt Azzan zurückerobert. Zahlreiche Kämpfer seien am frühen Morgen in den 70.000 Einwohner zählenden Ort in der Provinz Shabwa eingedrungen und hätten in den Straßen Kontrollposten errichtet, sagte ein Bewohner am Montag der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon.

"Sie sind nicht auf Widerstand gestoßen, es gab keine Gefechte", hieß es weiter. Azzan ist ein wichtiges Handelszentrum in der ausgedörrten Bergregion und stand bereits ein Jahr lang unter Kontrolle der Al-Kaida, bevor 2012 eine Allianz mehrerer Stämme und bewaffnete Einwohner die Extremisten wieder vertrieben.

Stellvertreterkrieg

In dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land mischt auch die sunnitische Gruppe "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel" (AQAP) mit. Experten im Westen stufen den Al-Kaida-Ableger als den gefährlichsten Teil der gesamten Organisation ein. Die Gruppe hat sich auch zu dem Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Jänner vergangenen Jahres bekannt.

Im Jemen nutzen die Extremisten den Vormarsch der von Saudi-Arabien geführten Allianz sunnitischer Staaten gegen die schiitische Houthi-Miliz. Saudi-Arabien, das sich als Führungsnation der Sunniten versteht, unterstützt den jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi. Diesen haben die Houthi-Milizen 2014 aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben, sie beschuldigen ihn und seine Regierung der Korruption.

Saudi-Arabien wirft dem Erzrivalen Iran vor, die Rebellen zu unterstützen, was der Iran und die Houthi bestreiten. Das Königreich Saudi-Arabien und der Iran, der sich als Schutzmacht der Schiiten begreift, liefern sich im Jemen einen Stellvertreterkonflikt. (APA, 1.2.2016)