Künstlich eingefärbt für den Größenvergleich: Die interstellare Smith-Wolke wäre am Nachthimmel mehr als 20 Mal größer als der Vollmond. Sie befindet sich auf Kollisionskurs mit unserer Galaxie.

Foto: Saxton/Lockman/NRAO/AUI/NSF/Mellinger

Baltimore/Wien – Würde sie im sichtbaren Lichtspektrum leuchten, wäre sie für uns am Himmel 20 Mal größer als der Vollmond. Die etwa 11.000 Lichtjahre lange und 2300 Lichtjahre breite Smith-Wolke ist eine von vielen riesigen interstellaren Gaswolken, die jenseits der Milchstraße umherrasen.

Im konkreten Fall bewegt sich die Wolke mit rund einer Million Kilometer pro Stunde direkt auf unsere Galaxie zu, wie man seit 2008 weiß. In rund 30 Millionen Jahren wird es dann zur heftigen Kollision kommen: Zu erwarten ist, dass dabei unzählige neue Sterne entstehen werden.

Wasserstoff und Helium

Entdeckt wurde die Smith-Wolke 1963 von der damaligen Astronomiestudentin Gail Smith an der Universität Leiden in den Niederlanden. Ein Rätsel war bis vor kurzem, woher die gigantische interstellare Wolke stammt. Andrew Fox (Space Telescope Science Institute in Baltimore) und Kollegen haben es nun im Fachjournal "The Astrophysical Journal Letters" gelöst. Geholfen hat ihnen dabei das Weltraumteleskop Hubble. Denn um die Herkunft der Smith-Wolke zu bestimmen, war es zunächst einmal nötig, ihre chemische Zusammensetzung zu bestimmen.

Aufgrund des Spektrums der von der Wolke abgegebenen Strahlung zeigte sich, dass die Gaswolke nur Wasserstoff und Helium enthält, was die typische Zusammensetzung für eine "gescheiterte" Galaxie wäre oder Gas aus dem intergalaktischen Raum. Da die Gaswolke auch schwerere Elemente wie Schwefel enthält, gehen Fox und sein Team davon aus, dass die interstellare Hochgeschwindigkeitswolke aus unserer Galaxie stammt.

Rückkehr in 30 Millionen Jahren

Mit anderen Worten: Die Wolke ist vermutlich zuerst von der Milchstraße hinausgeschleudert worden und kehrt nun zu ihr zurück. In rund 30 Millionen Jahren wird sie dann mit den äußeren Regionen der Milchstraße kollidieren. Die Energie wird vermutlich ausreichen, um rund zwei Millionen neuer Sonnen entstehen zu lassen.

Fox und Kollegen stehen freilich noch vor einigen weiteren Fragen: Sie wollen nun klären, wie die Gaswolke aus der Milchstraße hinauskatapultiert wurde – und ob womöglich Dunkle Materie dafür gesorgt hat. (tasch, 2. 2. 2016)