Es herrscht unter einem Teil der Meinungseliten und Bürger des Landes Konsens darüber, dass Österreich wirtschaftlich "absandelt" und dass dies die Schuld der Regierung ist. Den deutlichsten Beleg dafür glauben die meisten in der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen gefunden zu haben. Die Arbeitslosenquote liegt über zehn Prozent. Fast 500.000 Menschen finden keinen Job. Welchen anderen Beleg brauchte es dafür, dass es abwärtsgeht?

Nun ist die wirtschaftliche Lage derzeit schwierig, keine Frage. Doch zwei Sonderfaktoren tragen zu den Problemen am Jobmarkt wesentlich bei: Neben den Migranten aus Osteuropa drängen immer mehr ältere Menschen auf den Arbeitsmarkt, weil ihnen der Weg in die Frühpension versperrt wurde. Die Unternehmen schaffen immer noch neue Arbeitsplätze – aber eben nicht genug. Es ist also nicht alles schlecht am Arbeitsmarkt. Die Herausforderungen sind extrem groß.

Nun gibt es erste Zeichen für eine Trendumkehr. Ganz im Westen Österreichs sinkt die Arbeitslosigkeit bereits, und auch aus den Industriebetrieben kommen erste gute Nachrichten. Wenn in den kommenden Monaten eine Erholung einsetzt, war das Gerede über den Absturz des Landes übertriebener Alarmismus. Wenn die Erholung aber ein laues Lüftchen bleibt, wird sich die Situation noch einmal verschlechtern und die Politik wird handeln müssen. Abgesandelt oder nicht – Österreich steht an einer Weggabelung. (András Szigetvari, 1.2.2016)