Bild nicht mehr verfügbar.

Die Gelbfiebermücke kann wie ihr Name schon erahnen lässt, Gelbfieber und andere gefährliche Krankheiten übertragen. Dazu gehört eben auch das Zika-Fieber.

Foto: us department of agriculture

Betroffene Länder in Lateinamerika.

Grafik: APA

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Montag wegen der rasanten Ausbreitung des Zika-Virus den globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Derzeit grassiert das von Stechmücken übertragene Virus vor allem in Süd- und Mittelamerika. In Europa wurden bisher nur vereinzelt Infektionen bekannt. Das Virus ist für Ungeborene während der Schwangerschaft gefährlich.

Der Kampf gegen Zika müsse global koordiniert werden, forderte WHO-Direktorin Margaret Chan. Reise- oder Handelsbeschränkungen seien aber nicht notwendig. In der vergangenen Woche hatte Chan vor einer "explosionsartigen" Ausbreitung der Epidemie gewarnt. Ihre Organisation rechnet mit drei bis vier Millionen Fällen in diesem Jahr. Inzwischen wurde das Virus auch in Nordamerika, Europa und in Indonesien gefunden.

Gefährlich für Schwangere

Das Zika-Virus führt bei etwa 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen. Schwangere können das Virus aber auf ihre ungeborenen Kinder übertragen – bei ihnen steht es im Verdacht, Mikrozephalie auszulösen: Babys kommen dann mit einem viel zu kleinen Kopf auf die Welt, sind deshalb oftmals geistig behindert und leiden unter neurologischen Störungen. Allein in Brasilien wurden seit Oktober mehr als 3.700 Neugeborene mit Verdacht auf Mikrozephalie registriert, etwa 50 von ihnen sind inzwischen gestorben.

Überträger des Zika-Virus sind die Asiatische Tigermücke sowie die Ägyptische Tigermücke oder auch Gelbfiebermücke, die auch Dengue-Fieber übertragen können. Derzeit gibt es keine Therapie gegen eine Erkrankung, und die Entwicklung eines Impfstoffs dürfte laut WHO mehr als ein Jahr dauern. Bisher warnt die Organisation aber noch nicht vor Reisen in die betroffenen Gebiete, sondern rät lediglich, sich vor Mückenstichen zu schützen.

Warnung vor Olympia

Brasilien hat hingegen Schwangeren wegen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Zika-Virus von dem Besuch der Olympischen Spiele abgeraten. Schwangere sollten dieses Risiko nicht eingehen und nicht nach Brasilien reisen, sagte der Stabschef von Präsidentin Dilma Rousseff, Jaques Wagner, am Montag. Die Olympischen Spiele werden am 5. August in Rio de Janeiro eröffnet.

Honduras erklärt nationalen Notstand

Wegen des rasanten Anstiegs an Zika-Virus-Infektionen hat Honduras den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das teilte das Büro des Präsidenten in Tegucigalpa am Montag (Ortszeit) mit. Im Dezember gab es etwa 50 registrierte Fälle, im Jänner bereits mehr als 3.600, die meisten von ihnen in den vergangenen Tagen, meldeten Medien unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

Staatschef Juan Orlando Hernandez hatte die Bevölkerung des mittelamerikanischen Landes zuvor aufgefordert, die Regierung im Kampf gegen diese "Gefahr für die Gesellschaft" zu unterstützen, berichtete die Zeitung "El Heraldo".

2009 grassierte die Schweinegrippe

Zuletzt hatte die WHO im August 2014 wegen Ebola in Westafrika einen globalen Notstand erklärt. Davor hatte die WHO die Schweinegrippe (2009) sowie die Verbreitung der Kinderlähmung (2014) als globalen Gesundheitsnotstand bezeichnet.

Österreich betreffen diese Warnungen nicht bis kaum. "Wir sind von Zika-Virus-Infektionen nicht betroffen", sagte Montagabend die Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner, gegenüber der APA.

Vorwürfe gegen WHO

Nach der "Schweinegrippe"-Pandemie in der Influenza-Saison 2009/2010 wurde der WHO vorgeworfen, mit ihren Warnungen übertrieben zu haben. Das Problem dürfte sein, dass die Erklärung eines "globalen Gesundheitszustands" bei der Organisation an ganz strikte Regularien gebunden ist, die zum größten Teil für die entwickelten Länder nicht entscheidend sind.

Bei dieser Notfallregelung können Staaten außerhalb der Seuchengebiete aufgefordert werden, Maßnahmen einzuleiten, die eine Ausbreitung des Erregers oder seines Überträgers verhindern sollen. (APA, dpa, 1.2.2016)