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Theo Zwanziger hat vor Gericht einen Etappensieg errungen.

Foto: Reuters/Rattay

Düsseldorf/London – Die Affäre um die mutmaßlich gekaufte Fußball-WM 2006 ist vor Gericht gelandet – vorerst nur indirekt. Am Dienstag wurde in Düsseldorf gegen Theo Zwanziger verhandelt. Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte vor zwei Jahren in einem Interview mit der FAZ harsche Kritik an Katar, dem WM-Gastgeber von 2022, geübt. Zitat: "Der unendliche Reichtum dieses kleinen Landes Katar breitet sich fast wie ein Krebsgeschwür über den Fußball und den Sport aus."

Infolge des Rücktritts von Joseph Blatter als Präsident des Weltfußballverbandes (Fifa) im vergangenen Juni wiederholte Zwanziger diese Aussage mehrmals und wurde daraufhin vom Emirat auf Unterlassung geklagt. Das Düsseldorfer Landgericht erachtete allerdings Zwanzigers Aussage "unter dem Gesichtspunkt der freien Meinungsäußerung noch als gerechtfertigt".

Das abschließende Urteil wird erst am 19. April verkündet, weshalb der ehemalige CSU-Politiker Peter Gauweiler (66), Rechtsvertreter des katarischen Fußballverbandes, die Flinte nicht ins Korn werfen will. Gauweiler warf Zwanziger vor, aus persönlichen Motiven ehrabschneiderisch und hetzerisch gehandelt zu haben. Der 70-Jährige sei aber selbst nah an einer Struktur gewesen, die "den Stecken voller Dreck" habe. Dabei hatte das Gericht Zwanzigers mutmaßliche Rolle in der Affäre um die WM 2006 ausdrücklich ausgeklammert.

Gerichtliche Auseinandersetzungen zu genau diesem Thema sind aber sicher. Zwanziger will die ARD wegen angeblich falscher Tatsachenbehauptungen klagen. Und am 11. April muss er sich selbst gerichtlich mit Günther Netzer auseinandersetzen. Dieser will Zwanziger die Behauptung verbieten lassen, er habe dem früheren DFB-Präsidenten 2012 von einem Stimmenkauf für die WM 2006 berichtet.

Infantinos Rechnung

Noch vor dem Match Netzer-Zwanziger, nämlich am 26. Februar, wird in Zürich Sepp Blatters Nachfolge geregelt. Geht es nach Gianni Infantino, ist schon jetzt alles klar. Der Ersatzkandidat der europäischen Fußballunion (Uefa) verkündete während einer Wahlkampftour in England, bereits 105 Stimmen aus den 209 Nationalverbänden der Fifa sicher zu haben. Die an und für sich geheime Wahl wäre demnach schon vor ihrer Abhaltung entschieden. Ab dem zweiten Wahlgang reicht nämlich die einfache Mehrheit für einen der fünf Kandidaten. Nach derzeitigem Stand treten neben dem 45-jährigen Schweizer Infantino Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa (50) aus Bahrain, der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein (40), der Franzose Jérôme Champagne (57) und der Südafrikaner Tokyo Sexwale (62) an.

Bisher haben sich etliche der 53 europäischen Verbände (erst gestern Italien) sowie die Verbände aus Südamerika (10) und Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik (35) offen für Infantino ausgesprochen. Auf dessen magische Mehrheit fehlen also noch einige Stimmen. Infantino, für den sich Prominente wie José Mourinho, Fabio Capello, Luis Figo und Roberto Carlos aussprachen, lockt dementsprechend vielseitig: "Die Fifa muss mehr Frauen an verantwortlichen Stellen einbinden und mehr Personen aus der gesamten Welt." (sid/lü, 2.2. 2016)