Kansas City – Von 17. bis 21. August wird in Kansas City, Missouri, die heurige World Science Fiction Convention stattfinden. Höhepunkt wird wie in jedem Jahr die Verleihung der Hugo Awards, der traditionsreichsten und immer noch renommiertesten Preise im SF-Genre, sein. Kandidaten können seit Beginn der Woche nominiert werden, auf zahlreichen Websites und Blogs kursieren längst Listen mit Empfehlungen (besonders umfangreich etwa die vom Fachmagazin "Locus" erstellte alljährliche "Recommended Reading List").

Ein letztes Mal zurückgeblickt

2015 standen die Hugos im Schatten einer Kontroverse, die mit zuvor nicht für möglich gehaltener Verbittertheit geführt wurde (hier der Rückblick). Ursache war der Coup einer Handvoll Autoren und deren Fans, die ihr Eigenlobbying ideologisch verbrämten und sich auch nicht zu schade waren, sich von einer reaktionären Aktivistengruppe aus dem Gamergate-Umfeld unterstützen zu lassen.

Sie veröffentlichten in der Nominierungsphase einen Stimmzettel, der fast alle Preiskategorien vollständig abdeckte und von ihren Anhängern 1:1 übernommen werden konnte. Obwohl in absoluten Zahlen klar in der Minderheit, stach dieser Block die Vielzahl divergierender Nominierungen, die von Fans individuell abgegeben worden waren, aus. Die Folge war ein einseitig vorgefertigtes Kandidatenfeld, das in vielen Kategorien weit unter der gewohnten Qualität blieb. Die Fans straften dies bei der Hugo-Abstimmung ab, indem sie in mehreren Kategorien keinen Kandidaten für preiswürdig erachteten.

Die eigentliche Ursache der Misere von 2015 war aber eine andere, nämlich die notorische Laxheit der SF-Fans beim Nominieren. Man stimmt zwar gerne mit ab, wenn die Kandidaten feststehen – zuvor überhaupt Kandidaten vorzuschlagen, dazu können sich schon weit weniger Menschen aufraffen. Je mehr dies aber tun, desto weniger kann eine einzelne Gruppe ihre Prioritäten durchdrücken und desto besser ist das weite Feld der Science Fiction dann auf dem Stimmzettel repräsentiert.

Wer wann wo Stimmrecht hat

Seit Anfang Februar besteht nun wieder die Möglichkeit, sich zu beteiligen und unter anderem die SF-Romane oder Filme, die einem im vergangenen Jahr besonders gefallen haben, für den Preis vorzuschlagen. Die Kategorien reichen von der Belletristik über Comics und SF-bezogene Sachbücher bis zu Filmen, Podcasts und Fanzines; insgesamt sind es über ein Dutzend Bereiche.

Nominierungsberechtigt sind vorerst nur diejenigen, die sich bereits entweder für die heurige Convention oder die des vergangenen Jahres oder auch schon für die von 2017 angemeldet haben. Dies ist also primär eine Erinnerung für diejenigen, die sich in der Hitze der Vorjahresdebatte registrieren haben lassen und nun nicht übersehen sollten, dass ihr Stimmrecht immer noch gilt. Die Nominierungsphase endet am 31. März.

In der darauf folgenden Abstimmungsrunde wird es auch für diejenigen interessant, die erst jetzt an eine Teilnahme denken. Die Registrierung für die heurige Worldcon ist weiterhin hier möglich. An dieser Abstimmung, in der die Preisträger gekürt werden, können nur noch diejenigen mitmachen, die für die heurige Worldcon angemeldet sind; Mitgliedschaften von 2015 oder 2017 gelten hier nicht. Wie immer gibt es dabei neben der Anmeldung für tatsächliche Besucher der Veranstaltung auch die Möglichkeit einer sogenannten "unterstützenden Mitgliedschaft", die das Stimmrecht aus der Ferne verleiht und 50 Dollar kostet.

Anfang April wird die aus den Nominierungen erstellte Kandidatenliste veröffentlicht und die SF-Gemeinde wird sehen, ob sie aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat. (jdo, 7. 2. 2016)