Ried im Innkreis – Der Cyberangriff auf FACC fordert ein erstes personelles Opfer: Finanzvorständin Minfen Gu musste ihren Sessel beim Luftfahrtzulieferer räumen. Der Entscheidung war am Dienstag eine stundenlange Aufsichtsratssitzung vorangegangen, in der der vom FACC engagierte Forensiker und Juristen einen Zwischenbericht vorgelegt hatten. FACC hat zwei österreichische Anwaltskanzleien und einen Forensikexperten engagiert, um die Sache intern aufzuklären, so Sprecher Manuel Taverne. Laut Aussendung sei die Finanzbuchhaltung Opfer "betrügerischer Handlungen von Außenstehenden" geworden, "die eine falsche Identität vorgespiegelt hatten". Mitarbeiter seien so motiviert worden, in Auftrag eines – vermeintlichen – Vorgesetzten Überweisungen zu tätigen.

Laut dem IT-Sicherheitsexperten Markus Robin von SEC Consult ist die Vorgangsweise durchaus verbreitet. Rund 800 Mio. Dollar (rund 730 Mio. Euro) Schaden weltweit seien so allein im ersten Halbjahr 2015 entstanden. "FACC ist einer der sehr großen Fälle. In Österreich müssen viele Unternehmen erst lernen, dass das Internet kein Ponyhof ist".

Nun ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen unbekannt wegen Verdachts des schweren Betrugs. Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger kritisiert die Kommunikation des börsennotierten Unternehmens, zunächst war ja von einem Hackerangriff die Rede gewesen. Das Management sei offenbar überfordert, die Information an die Anleger "dilettantisch". Die Causa sei "eine Warnung an alle Unternehmen, ihre Sicherheitsvorschriften und Compliance ernst zu nehmen", so Rasinger. (gra, rebu)