Der Scherzartikel kursiert bereits seit Jahrzehnten – und wird jetzt zur Stimmungsmache missbraucht

Foto: Screenshot von Mimikama

In regelmäßigen Abständen kursieren auf ausländerfeindlichen Seiten Gerüchte über Bevorzugungen für Flüchtlinge: So wurde etwa verbreitet, dass Asylwerber bei der Ankunft Smartphones geschenkt bekommen. Außerdem sollen sich diese im Supermarkt Waren frei aussuchen können, Läden dafür angeblich nach offiziellem Ladenschluss noch einmal öffnen. Beides hat sich als Falschmeldung herausgestellt. Jetzt kursiert eine neue Meldung: Angeblich sollen Flüchtlinge vom "Sozialamt des Freistaates Bayern" eine Freikarte für einen Bordellbesuch erhalten haben.

Leicht als Fälschung auszumachen

Begründet wird dies damit, dass die Behörden so sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen verhindern wollen. Der Gutschein ist allerdings eine plumpe Fälschung, wie das Portal Mimikama erklärt: So gibt es in Bayern kein landesweites Sozialamt, außerdem sind Rechtschreibfehler und ein falsches Wappen am Gutschein auszumachen. Eine kurze Google-Suche zeigt außerdem, dass solche "Gutscheine" in unzähligen Variationen abrufbar sind.

Scherzartikel

Die Lösung: Es handelt sich um einen beliebten Scherzartikel. Schon in den 1980er-Jahren sollen solche Gutscheine kursiert sein, berichtet Mimikama nach einer Recherche. Der Fake kursierte außerdem bereits 2011, also bevor die Flüchtlingsbewegung zum bestimmenden Thema wurde. Jetzt wurde er von xenophoben Gruppen wieder aufgegriffen, um Stimmung gegen Asylwerber zu machen – am ehesten von "Menschen, die gern ‚Lügenpresse‘ rufen und dann solche Hoaxes verbreiten", wie Mimikama kommentiert. (red, 3.2.2016)