Foto: Quantum Chess

Die Wurzeln des Brettspiels Schach reichen bis in die Antike. Das Logikspiel für Zwei hat im Laufe der Zeit zahlreiche Ableger erhalten. Manche davon, etwa dreidimensional funktionierende Varianten, haben auch in der Populärkultur Fuß gefasst – etwa dank der Serie "Star Trek".

Schach trifft Quantenphysik

Eine weitere Abart des Spiels ist Quantenschach, das 2010 vom Computerwissenschaftler Selim Akl an der kanadischen Queen‘s University entwickelt wurde. Das Spiel soll durch die Einbindung quantenphysikalischer Regeln den Mensch und Computergegner gleichberechtigen, da ihre Effekte für beide nicht sicher vorhersagbar sind.

Das Institute for Quantum Information and Matter am California Institute of Technology (Caltech) hat das Konzept kürzlich wieder in einem Video aufgegriffen. In diesem tritt Schauspieler Paul Rudd ("Ant Man") in einem Spiel gegen den Astrophysiker Stephen Hawking an. Der von Keanu Reeves als Sprecher begleitete Clip wurde in einer Woche 1,6 Millionen mal auf Youtube aufgerufen.

IQIM Caltech

Die direkte Vorlage lieferte allerdings Chris Cantwell, Jungforscher an der University of California. Er arbeitet seit 2014 an der Einbindung von quantenphysikalischen Phänomenen in Videospiele, womit die Materie auch für Laien begreifbarer werden soll.

Quantum Move

In "Quantum Chess" verfügt, mit Ausnahme der Bauern, jede Figur am Schachbrett nicht nur über ihre bekannten Bewegungsmöglichkeiten, sondern alternativ auch einen "Quantum Move". In diesem ist es etwa möglich, die Königin mehrfach in einem Zug zu bewegen. Allerdings funktioniert dies nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.

Es kann auch passieren, dass sich der Spielstein stattdessen gar nicht bewegt. Es lassen sich auch Superpositionen erzeugen, was dazu führt, dass der genaue Aufenthaltsort einer Spielfigur dem Gegner unbekannt ist. Er kann allerdings mögliche Positionen angreifen, um sie ausfindig zu machen.

Im Gegensatz zu traditionellem Schach ist es beim Quantenschach nicht Ziel, den König in Form eines Schachmatts nur "einzusperren", sondern ihn direkt zu schlagen. Das Spiel erlaubt neben traditionellen Taktiken auch Manöver wie "Schrödingers König", bei dem die Partie fortgesetzt werden muss, weil nicht klar ist, ob der König tatsächlich aus dem Spiel genommen wurde, oder nicht. Auch andere Effekte, wie etwa Quantenverschränkung, lassen sich nutzen.

Futuristische Grafik im "Tron"-Stil

Die im Video noch einfache grafische Umsetzung erhält dazu von den Künstlern Gavin Rich und Ben Hosac einen neuen visuellen Stil. Auf einem schwebenden, teiltransparenten Brett tummeln sich Figuren, die in ihrer Ästhetik an den Film "Tron" erinnern.

Crowdfunding

Finanziert werden soll die Entwicklung des Spiels für Windows, OS X und Linux über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Dort will Cantwell bis Anfang März 30.000 Dollar einnehmen. Aktuell haben Interessenten bereits ein Fünftel des Betrages zugesagt.

Die Reservierung der Download-Version von "Quantum Chess" ist für zehn Dollar möglich, wer Zugang zur für ab Mai angesetzten Betaphase haben will, zahlt 15 Dollar. Die Umsetzung soll noch etwa ein Jahr dauern und im Februar 2017 abgeschlossen sein. 70 Prozent des Zielbetrags fließen in die Entwicklung, jeweils zehn Prozent entfallen auf die Bewerbung des Crowdfundings, Anwaltskosten und Kickstarter-Gebühren.

Auch "Stretch Goals" werden angeboten. Wird etwa ein Betrag von 50.000 Dollar erreicht, soll ein Cross-Plattform-Multiplayer-Modus implementiert werden. Bei 75.000 wird es auch einen Computergegner geben.

Kommen 100.000 Dollar zusammen, soll das Spiel auch auf mobilen Plattformen erscheinen, Konsolen werden ab 200.000 Dollar bedient. Schafft das Projekt die Aufstellung einer Viertelmillion Dollar, will Cantwell einen Virtual Reality-Modus für HTC Vive und Oculus Rift einbauen. (gpi, 03.02.2016)