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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Genf – Mit dem Nachweis des Higgs-Bosons schrieb das Genfer Teilchenforschungszentrum Cern 2012 Wissenschaftsgeschichte. Und die Pläne für die Zukunft sind noch ehrgeiziger: Unter anderem hoffen Cern-Forscher, Hinweise auf die rätselhafte Dunkle Materie zu finden, die einen fünfmal höheren Anteil am gesamten Materie- bzw. Energiegehalt des Universums hat als alles, was wir da draußen direkt beobachten oder messen können.

Hochfliegende Pläne also, und unter Teilchenphysikern besteht keineswegs Einigkeit darüber, ob der Genfer Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) überhaupt dafür geeignet ist, experimentelle Indizien für die Dunkle Materie zu finden. Vorerst muss man sich in Genf allerdings ohnehin mit ganz anderen und höchst irdischen Problemen herumschlagen – nämlich einem banalen Kabelsalat.

Natürlich gewachsenes Problem

Der LHC, der 2008 zum ersten Mal in Betrieb genommen wurde, ist ein Work in Progress. Er ist im Lauf seines Bestehens nicht nur mehrfach aufgerüstet worden, immer wieder müssen auch Teile ersetzt werden. Veraltete Kabel ließ man aber oft einfach stecken, nachdem man die neuen bereits eingesetzt hatte. Das hat sich mittlerweile zu einem echten Problem ausgewachsen: Der Kabelsalat an den Vorbeschleunigern des LHC ist so massiv geworden, dass kein Platz für neue mehr bleibt.

60 Techniker wurden mit der Aufgabe betreut, die insgesamt etwa 8.000 bis 9.000 überschüssigen Altkabel zu entfernen: Eine Arbeit, die sich über Jahre erstrecken wird, bislang konnte erst etwa ein Drittel dieser Zahl – beruhend auf einer Schätzung der Cern-Techniker – ausfindig gemacht werden. Der Ingenieur Sébastien Evrard, Leiter des Aufräumprojekts, erklärte gegenüber dem Magazin "Vice", dass man die jährlichen Wartungspausen im Winter dafür nutzen wolle, die bis zu 50 Meter langen Kabel aufzuspüren und zu entfernen. Die mühsame Aufgabe soll bis 2019 oder 2020 erledigt sein.

Und es ist Vorsicht geboten, schließlich soll nicht versehentlich ein Kabel entfernt werden, das eine Funktion erfüllt. Daten könnten verloren gehen, im allerschlimmsten Fall würde der LHC, der Anfang März wieder in den Betrieb gehen soll, nicht mehr hochfahren. (red, 3. 2. 2016)